Als wäre es noch nicht lange her, unsere gemeinsam Fahrt nach Terezin(Theresienstadt) zu Ehren und zur Erinnerung an die von den Faschisten inhaftierten. gefolterten, ermordeten Frauen und Männer. Zeitweilig diente Theresienstadt der faschistischen Propaganda als Vorzeigeghetto, um die internationale Öffentlichkeit über die mit der Endlösung der Judenfrage verbundenen Ziele zu täuschen. Am 8. Mai 1945 befreite die Rote Armee die Gefangenen. Mehr als 140.000 Häftlinge hatten im Theresienstädter Lager gelebt. 38.000 von ihnen starben dort, fast 90.000 wurden in Vernichtungslager in Osteuropa weitertransportiert. Dieter Nendel setzte sich nachdrücklich und erfolgreich für eine Gedenktafel der Stadt Chemnitz am Ort des Schreckens ein.Mit tiefem Bedauern haben wir vom Tod unseres Kameraden Dieter Nendel erfahren, der am 16. Oktober 2024 im Alter von 92 Jahren verstorben ist.
Dieter Nendel war gebürtiger Chemnitzer, der seit 1954 in Gera lebte. „Ich bin auf der Wartburgstraße in Chemnitz aufgewachsen und war mit sechs Jahren Zeitzeuge der Pogromnacht." Als kleiner Junge hatte er im November 1938 zerstörte jüdische Geschäfte gesehen. Sie prägten sich ihm ebenso ein wie Begegnungen mit Gleichaltrigen, die den gelben Stern tragen mussten. Gegen Kriegsende erlebte er im Keller die Luftangriffe auf seine Heimatstadt. "Die Erinnerungen an jenen 9. und 10. November haben mich nie richtig losgelassen. Vor allem die Zerstörung am nächsten Morgen habe ich noch vor Augen.“
Die Verbindung zur Heimatstadt ist immer geblieben. Er war der Ideengeber unter anderem für die Gedenktafel für deportierte Jüdinnen und Juden im Hauptbahnhof und er übernahm die Patenschaft für Stolpersteine für die jüdische Familie in der Andréstraße und Adele Prager, Opfer der faschistischen Krankenmorde, in der Flemmingstraße. Zum Gedenken an die Opfer der Bombardierung Chemnitz spendete er regelmäßig am 5. März ein Gebinde. „Das Gedenken an die großen Zerstörungen und das menschliche Leid unter der Zivilbevölkerung, aber auch von Zwangsarbeitern für jetzige und kommende Generationen zu bewahren, ist meine selbst auferlegte Aufgabe“.
Dieter Nendel war Vereinsmitglied des Lern- und Gedenkorts im ehemaligen Kaßberg-Gefängnis. Antrieb waren ihm die schrecklichen Erlebnisse aus der Kindheit in der Zeit des Faschismus.
Nun ist seine Reise zu Ende und wir verneigen uns vor seiner Lebensleistung, die auch maßgeblich von seinem Engagement für eine wahrhafte und kämpferische Erinnerungskultur und antifaschistischen Gedenken geprägt war.
Danke, lieber Dieter!