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Ausstellung Kaßerg-Gefängnis

Ausstellung im Kaßberg-Gefängnis fertig gestellt.

Am 11. April wurde mit einer feierlichen Begehung die 3. Etage des einstigen Gefängnisses auf dem Kaßberg der Öffentlichkeit übergeben und die Gedenkstätte gilt somit als fertig gestellt. Mit der Darstellung der Leidenszeit von Verfolgten des Naziregimes und Chemnitzer Widerstandskämpfern wird nun auch der Opfer des Faschismus gedacht. Der Kurator der Ausstellung Peter Wellach führte durch die gelungene, modern gestaltete, exzellent ausgerichtete Exposition und die historischen Räume. Der Vorsitzende des Trägervereins Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis Jürgen Renz gab in seiner Eröffnungsrede seiner Freude Ausdruck, dass es neben des Schwerpunktes „Häftlings-Freikaufs“ zu Zeiten der DDR nun ein vollständiges Bild der Ortsgeschichte präsentiert werden kann. Bereits im Oktober 2023 war die Einweihung der beiden ersten Etagen der Ausstellung unter großer öffentlicher Würdigung der Politik erfolgt. Bemerkenswert ist die nun erfolgte Einweihung, da seit Beginn der 1990er Jahre keine Einrichtung in der Stadt mehr an die Zeit des „Nationalsozialismus“ erinnerte, selbst KZ Gedenkstätten im Freistaat abgewickelt wurden und es nicht die eigentliche Pflicht gewesen wäre, sich im Kaßberg-Gefängnis mit der Geschichte von 1933 bis 1945 zu befassen. So lässt sich auch erklären, warum die lokale Opferorganisation der Verband der Verfolgten des Naziregimes, ihrer Hinterbliebenen und Freunde, die Entstehung der Gedenkstätte gegen verbandsinterne und Widerstände von außen seit 2011 befürwortete, unterstützte und sich in die Forschungsarbeit sowie Ausgestaltung mit ehrenamtlichen Kräften einbrachte. Zur Eröffnung waren Angehörige und Freunde der Inhaftierten, Vertreter der Vereine und auch einige Lokalpolitiker und Journalisten vor Ort. Das große politische Interesse zeigte sich in der Teilnahme etwa namhafter Politiker aus Sachsen oder der Stadt Chemnitz nicht. Zeitzeugen konnten ebenso nicht begrüßt werden, die beiden bekannten, Marga Simon und Günther Wach, hatten aus gesundheitlichen Gründen absagen müssen. Sichtlich ergriffen, gerührt und mit großer Freude nahm Marion Rotstein als Hinterbliebene des Chemnitzer Ehrenbürgers Sigmund Rotstein und seines im Kaßberg inhaftierten Vaters Jankel Rotstein, an der Veranstaltung teil und gab Auskunft über die Geschichte ihres Großvaters, der seit 1920 in Chemnitz lebte und ab 1933 der Verfolgung und Entrechtung als Jude ausgesetzt war und schlussendlich im Ghetto von Warschau 1941 an den Umständen der Internierung, die auf den Tot der Menschen abzielte, verstarb. Ein Stolperstein erinnert an ihn an der Ludwig-Kirsch-Straße 1 in Chemnitz. Auch die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Chemnitz Dr. Ruth Röcher gab ihrer Freude Ausdruck und Beschrieb die Möglichkeiten, die der Gedenkort für die Bildungsarbeit bereits jetzt schon bereit hält. Offensichtlich keinen Endpunkt in der Gestaltung der Ausstellung und der Ausrichtung des Ortes wollte der Vorsitzende des VVN Chemnitz sehen, der darauf hinwies, dass der Trägerverein mit der Würdigung des Nazikollaborateurs Heinz Wesche, eigene Ansprüche an die Ausstellung nicht erfüllt, ja gerade zu verletze und diese „Würdigung“ einen Affront gegenüber allen anderen zu Recht gewürdigten Inhaftierten darstelle. Enrico Hilbert forderte auf, weiter zu arbeiten, die Gedenkzelle zu verändern, und den einstigen Stadtrat Max Saupe zu würdigen. Ebenso wurde der unwissenschaftliche, unsägliche, eher einer Agitation-und-Propaganda-Maßnahme gleichende Gedenkstein an der Außenmauer der Gedenkstätte kritisiert, der pauschal die Zeit zwischen 1945 und 1990 als kommunistische Gewaltherrschaft brandmarkt und somit weit hinter den aktuellen Stand der Aufarbeitung des Unrechts in der SBZ, in der DDR und durch die Institutionen des Staates und der SED zurückfällt und kaum etwas zur Bildung oder weiteren Aufarbeitung beitragen kann, sondern die historischen Zusammenhänge verwischt und eher emotionale politische Stimmung erzeugt. Erstaunlich dabei ist, dass Aktivisten des Vereins Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis wie der Politiker von B90/Grüne Volkmar Zschocke daran nichts verwerfliches finden, aber gerade eine Stele mit Worten von Bert Brecht in der Innenstadt mit Worten zum Kommunismus dringlich mit einem politisch korrekten Kommentar versehen haben möchte.

Es bleibt also eine Aufgabe aller Beteiligten der Opferverbände, der Vereine und der Chemnitzerinnen und Chemnitzer den Gedenkort auch für dieses Kapitel der Geschichte möglichst gemeinsam weiter zu entwickeln und nötige Veränderungen herbeizuführen. Dies wäre wohl auch in Zukunft ein Einzelfall in Sachsen. Zu wünschen bleibt den Aktivisten vor Ort, dass sie weiterhin auf die Zusammenarbeit mit beier+wellach projekte aus Berlin bauen könnten, der unbefangene Blick auf die Geschichte ist vor Ort spürbar.

Ludwig Löwe

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Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA e.V.)

Pressekontakt: presse@vvn-bda.de, 0178 278…

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Stefan Jerzy Zweig, das "Buchenwaldkind" ist tot

Mit seinem Vater war er als Dreijähriger von den Faschisten ins Konzentrationslager Buchenwald verbracht worden. Sein Schicksal wurde durch Bruno Apitz, selbst KZ-Häftling und Überlebender, durch den Roman "Nackt unter Wölfen" bekannt.
Das Buch "Nackt unter Wölfen" ist bis heute ein Bestseller. Es ist die auf wahren Begebenheiten beruhende Geschichte eines jüdischen Kindes, das von kommunistischen Häftlingen des KZ Buchenwald auf wundersame Weise gerettet wird. Das Buch wurde in mehr als 30 Sprachen übersetzt und erreichte eine Gesamtauflage von mehr als zwei Millionen Exemplaren. In der DDR war "Nackt unter Wölfen" bis 1990 Schullektüre – kaum ein Kind, das das Buch nicht gelesen hätte.
Die historische Figur, die als Vorlage für den Roman diente - Stefan Jerzy Zweig - sagte später über das Buch: "Das ist nicht meine Geschichte. Das ist die Geschichte von Buchenwald. Und ich bin ein Mosaikstein.
Stefan J. Zweig lebte nach dem Endes des faschistischen Eroberungskrieges Deutschlands in Israel, Frankreich, der DDR und in Österreich.
Er litt zeitlebens an den psychischen und körperlichen Folgen seiner Inhaftierung. Im Jahre 2005 veröffentlichte er seine Biographie "Tränen allein genügen nicht".
Stefan Jerzy Zweig verstarb mit 83 Jahren am 6. Februar in Wien.


In tiefer Trauer und im ewigen Gedenken

Vorstand der VVN-BdA Chemnitz

Unvergessen - Eine neue Rubrik zur Erinnerung und Mahnung

In der Bundesrepublik nehmen die rechtsradikalen und nazistischen Vorfälle und Straftaten immer mehr Fahrt auf. In einem Land, dass sich offiziell als Rechtsnachfolger des 3. Reiches sieht und zugleich die Last eines durch Hitlerdeutschland entfesselten Weltkrieges mit über 60 Millionen Toten tragen muss. Über und über Opfer, Männer, Frauen und Kinder, in Vernichtungslagern der Nazis, der Holocaust mit über

6 Millionen Ermordeten und aber hunderttausenden Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, verhungert, erschlagen.
Mit dem unvergesslichen Tag der Befreiung am 8. Mai 1945 vom Grauen des Krieges und der Vernichtung folgten die Mehrzahl der Menschen in ganz Deutschland dem Schwur der Buchenwaldhäftlinge "Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus!"

Nach den Kriegsverbrecherprozessen oder schon mit ihnen begann eine zweigeteilte Entwicklung in Deutschland. Im Osten wurde einer
antifaschistischen Ordnung nicht nur Leben eingehaucht, sondern die Entnazifizierung in der Gesellschaft, u.a. durch Antifaschisten und Kämpfer gegen den Faschismus in Verwaltung, Justiz und Polizei sowie Neulehrer vorangetrieben. In den drei Westzonen und später in der BRD wurden mehrheitlich die alten Beamten im staatlichen Machtapparat übernommen. Exemplarisch die Weiterbeschäftigung von Globke als Staatssekretär, Filbinger als Ministerpräsident, Gehlen als Chef des neuen Geheimdienstes, Heusinger als Generalinspekteur der Bundeswehr, Buback als Generalbundesanwalt, Schleyer als Arbeitgeberpräsident. Kasernen der Bundeswehr und Straßen sowie Plätze tragen oder trugen Namen von nazistischen Parteigängern oder Offizieren/Generälen, z.B. von  Manteuffel, Moeller, Freiherr v. Fritsch, Rommel, Lent, Marseille, Lilienthal.
 

In der Folge der Wiedervereinigung kamen sogenannte Aufbauhelfer und "Neubürger" in den Osten, wie z.B. der Gymnasiallehrer Höcke ("Er ist ein Nazi"), der Richter Meyer, der Oberst der Bundeswehr Paderski, der Bundeswehrfallschirmjäger-Oberfeldwebel Kalbitz. Sie zeichnen hauptsächlich mitverantwortlich für den Aufbau rechter sowie nazistischer Strukturen und Parteien in den neuen Bundesländern.  

 

Der gesellschaftliche Umbruch wurde im Osten begleitet von einem Sturm zur Tilgung des Vermächtnisses von Antifaschisten und deren öffentlich-mediale Diskreditierung. Erinnerungsorte, Straßen und Denkmäler für Menschen, die für ihre Überzeugung und ihren Kampf gegen den Faschismus Folter, Haft oder auch den Tod erfuhren, wurden gestohlen, entfernt bzw. geschleift.

Ein Angriff auf ein Wertesystem vieler Menschen, das zugleich auch Bestandteil deren Lebensleistungen mit antifaschistischen Traditionen ist. Dem ist immer wieder zu begegnen. Man hebt die aktuellen Fakten zum erstarken rechter und nazistischer Umtriebe und Entwicklungen aufs Tape und verbannt die geschichtlichen Fakten über deren Ursachen im Keller des Vergessen.
Unvergessen, auch wenn allein in Chemnitz nach 1990 eine durch nichts zu rechtfertigende Straßennamenstürmerei stattfand, Gedenktafeln zerstört oder entfernt und vor allem Schulen ihres antifaschistischen Erbes beraubt wurden.Allein für Chemnitz stehen über 30 getilgte Straßennamen und über 15 getilgte oder mit dem Abriss der Schulen verschwundene Schulnamen.
Euer Kampf war nicht umsonst und die Erinnerung wird unauslöschlich bleiben.

Den Kämpfern gegen den Faschismus zu gedenken und deren Vermächtnis mit Leben zu erfüllen, soll an dieser Stelle in loser Folge über sie berichtet werden.

Peter Blechschmidt und Raimon Brete

Anstehende Termine

Verlegung der Stolpersteine in Chemnitz

29.05.2024 09:00 - Offenes Ende

Sehr gehrte Damen und Herren,

bereits jetzt möchten wir zur Verlegung der Stolpersteine in Chemnitz für dieses Jahr am 29. Mai einladen und geben folgende Informationen weiter.

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Unvergessen - Wir erinnern und gedenken
Unvergessen und immer im Herzen

Zum Jahrestag der Ermordung von sieben Antifaschisten im Jahre 1945 fand am 27. März eine kleine Gedenkfeier am Hutholz in Neukirchen/Chemnitz statt. 

Getragen vom Heimatverein-Neukirchen und dem Chemnitzer Verband der Verfolgten des Naziregimes, ihrer Hinterbliebenen und Freunde, erinnerten in Anwesenheit von 24 Bürgerinnen und Bürger Enrico Hilbert und Hannelore Wagner in Wort und Bild der standhaften Widerstandskämpfer.

In dieses Gedenken wurden gleichfalls die 12 ermordeten Kriegsgefangenen aus dem Lager in der Turnhalle Jahnstraße in Neukirchen mit eingeschlossen.(RB)

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Stolpersteine mahnen auch in Chemnitz

Lagerarbeitsgemeinschaft Sachsenburg

Aufstehen gegen Rassismus

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NS-Terror und Verfolgung in Sachsen

Dr. Hans Brenner und seine 50 Mitstreiter habe ein umfangreiches Werk über die Anfänge der Konzentrationslager in Sachsen vorgelegt. Die Neuerscheinung der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung wirft ein neues Licht auf die Zeit der Nationalsozialismus zwischen 1933 und 1945 in Sachsen. Zu den Themen zählen das System der Frühen Konzentrationslager von 1933 bis 1937 (mit mindestens 80 sächsischen Städten und Gemeinden), die politischen Prozesse gegen Gegner des NS-Systems, Opferschicksale aus den verschiedenen Verfolgten-Gruppen und die als Todesmärsche bezeichneten Evakuierungsmärsche aus Konzentrationslagern und deren Außenlagern ab Herbst/Winter 1944 über sächsisches Territorium. Mit einem umfangreichen Datenanhang und vier thematischen Karten liefert das Buch neuestes Forschungsmaterial für die sächsische Heimat- und Landesgeschichte. Brenner, Hans / Heidrich, Wolfgang / Müller, KlausDieter / Wendler, Dietmar (Hrsg.) NS-Terror und Verfolgung in Sachsen. Von den Frühen Konzentrationslagern bis zu den Todesmärschen Sächsische Landeszentrale für politische Bildung, Dresden 2018, 624 S

Von Leipzig über Waldheim nach Buchenwald vom Anarchosyndikalisten zum Kommunisten

Erinnerungnen von Richard Thiede (1906 - 1990) Herausgegeben von Gert Thiede Zu diesem Bericht Im Januar 1984, mit bereits 78 Jahren, hat mein Vater versucht, sein persönliches Leben schriftlich festzuhalten. Sein Ziel war es, die Erinnerungen einmal in einer Schrift zusammenzufassen und der Öffentlichkeit oder einem Museum zur Verfügung zu stellen. Dabei kam es ihm vor allem darauf an, die in Zeiten politischer Engstirnigkeit mancher Funktionäre, ihre abwertende und abweisende Einschätzung zum Wirken der Freien-Arbeiterunion-Deutschlands (FAUD) in der Betrachtung der Arbeiterbewegung richtig zu stellen. ....

"Tagebuch eines Kriegsgefangenen" von Jan Deremaux

"Tagebuch eines Kriegsgefangenen" von Jan Deremaux (Herausgeber: AKuBiZ e.V., Schössergasse 3, 01796 Pirna, www. akubiz.de) Das ursprüngliche Tagebuch aus den Niederlanden basiert auf Notizen auf losen Blättern. Während seines Aufenthaltes vom Februar bis April 1945 in Pirna hat Deremaux diese selbst zu einem Tagebuch zusammen getragen. Dem Tagebuch sind Texte vorangestellt die das Kriegsgefangenenwesen, die Kriegswirtschaft des Deutschen Reiches und das System der Zwangsarbeit sowie die spezifische Situation der niederländischen Kriegsgefangenen und die Geschichte der Burg Hohenstein beleuchten.(RB)