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Für Thomas Willms gibt es offensichtlich Wichtigeres als den Frieden - Eine Entgegnung von Wolfram Fischer

|   VVN BdA Chemnitz

Liebe Leser,

 

nachfolgenden Text habe ich zur Veröffentlichung im Sächsischen

Freidenker geschrieben. Da die Diskussion ja schon am Laufen ist, möchte

ich ihn Euch nicht vorenthalten.

Ich habe meine Entgegnung natürlich auch an die Redaktion der ANTIFA

gesendet mit folgenden Worten:

Liebe Leser,

nachfolgenden Text habe ich zur Veröffentlichung im Sächsischen
Freidenker geschrieben. Da die Diskussion ja schon am Laufen ist, möchte
ich ihn Euch nicht vorenthalten.
Ich habe meine Entgegnung natürlich auch an die Redaktion der ANTIFA
gesendet mit folgenden Worten:
________________________

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich bitte die Redaktion der ANTIFA, diese meine Entgegnung - auch als
Protest und Richtigstellung - zu veröffentlichen. Ich werde sie auch in
anderen Medien publizieren.
Der Einfachheit halber hänge ich den identischen Text (mit
Formatierung) als Datei an.

Hochachtungsvoll
Wolfram Fischer
________________________


Für Thomas Willms gibt es offensichtlich Wichtigeres als den Frieden

Eine offene Entgegnung von Wolfram Fischer, Mitglied des DFV und der VVN-BdA


In der jüngsten ANTIFA, „Magazin der VVN-BdA für antifaschistische
Politik und Kultur“, Jan./Feb. 2016, verteilt der Vielschreiber Thomas
Willms ab S. 13 in dem Beitrag „Zauberlehrlinge“ Breitseiten gegen
etliche verdienstvolle Persönlichkeiten des DFV und DFV-Umfeldes. Er
greift dazu insbesondere zum FREIDENKER 1-15.

Herr Willms, Ihr Vorgehen ist zunächst einmal formal völlig unzulässig.
Ganz unabhängig von inhaltlichen Fragen verbitte ich mir, daß Sie mich
und meine Freidenkergenossen in Sippenhaft nehmen für
Diskussionsbeiträge einzelner Autoren! Auch nicht dafür, daß sich
anderenorts Freidenker und VVN-Mitglieder streiten. Dafür können wir
anderen nichts!

Ansonsten würde ich ja gern auf Argumente eingehen, leider kann ich das
nicht, weil Thomas Willms keine liefert, er verunglimpft nur.

Da ich mich kurzfassen will, kann ich mich hier nicht mit jedem Unsinn
beschäftigen. Ich muß aber zunächst einmal zu meinem Erschrecken
feststellen, daß tatsächlich sämtliche Zitate, die Herr Willms aus dem
FREIDENKER 1-15 herausgezogen hat, aus dem Zusammenhang gerissen oder
völlig entstellend kommentiert sind. Ich hatte bisher Herrn Willms’
historische Beiträge für recht interessant gehalten, aber nun muß ich an
allen Zitaten bei ihm erheblich zweifeln.

Noch erschreckender ist für mich die Einsicht, daß Herr Willms die
Argumentation im FREIDENKER offensichtlich gar nicht richtig verstanden
hat. Das ist dann aber wirklich seine eigene Schuld, denn alle Texte und
Stellungnahmen sind öffentlich zugänglich. Natürlich müßte man sie lesen
und vorher die eigenen Scheuklappen ablegen.

Beispiele gefällig? Im FREIDENKER heißt es (S. 5): „Aber nicht alles,
was nicht näher definiert als ,rechts‘ gilt … ist auch schon
faschistisch. Rechtspopulisten müssen beim Namen genannt werden, gegen
reaktionäre Inhalte muß man streiten, hier ist politische
Auseinandersetzung angesagt. Bei Faschismus gilt das nicht: Hier gilt
das Verbot. Aber nur hier.“
Bei Herrn Willms wird daraus: „Für die Gegenwart fordern die Autoren,
die sich ansonsten für klare ,Freund-Feind-Unterscheidungen‘ stark
machen, daß man sich mit Rechtspopulisten ,politisch auseinandersetzen‘
solle.“ Was denn eigentlich sonst, Herr Willms? Ihr Zitat bzw. Ihre
Entstellung ist nicht nur tendenziös, sondern auch unsinnig.

Th. Willms: „Verlorengegangen ist dabei [dem Freidenker-Verband] die
Fähigkeit, offenkundig irrationale und wahnhafte Personen abzuwehren. Zu
nennen ist insbesondere … Elias Davidsson, der auf die Leugnung des
Islamismus im Allgemeinen und des Terroranschlags vom 11. September im
Besonderen spezialisiert ist. Das tat er nicht nur im Rahmen der
Freidenker, sondern beispielsweise auch bei der Burschenschaft
Normannia-Nibelungen, und zwar auf demselben Podium wie das Mitglied der
ehemaligen Wehrsportgruppe Hoffmann und verurteilte Neonazi-Terrorist
Odfried Hepp … “
Elias Davidsson ist also wahnhaft oder rechts oder gar „Nazi“ (Th.
Willms kann sich wohl nicht entscheiden), weil er mit Leuten geredet
hat, die schon mal mit Nazis geredet haben, gell?! Was muß da erst Prof.
Kurt Pätzold für ein Nazi sein! Der hat schon mal, nach eigener Aussage,
einen Vortrag vor Neonazis gehalten. Ich hoffe mal, daß er sich
zumindest die Spesen hat bezahlen lassen. „Prof. Kurt Pätzold nimmt Geld
von Nazis“ wäre doch mal eine tolle Schlagzeile für die ANTIFA?!
Ganz abgesehen davon, daß Elias Davidsson ganz bestimmt nicht den
Terroranschlag vom 11. September leugnen wird. Was für ein Blödsinn!

Was Herr Willms zur Antifaschismus-Auffassung schreibt, kann ich nur als
skurril bezeichnen. Er schreibt: „Wenn es um Antifaschismus geht,
vertritt der [Freidenker-]Verband dieselbe dogmatische Verengung, wie
sie [und dann zitiert er sich selbst, freilich mit einer falschen
Quellenangabe] … beschrieben wurde.“ Und später bezeichnet er die NPD
als „wichtigste neofaschistische Organisation Deutschlands“! Warum die
NPD dann aber so wenig zu sagen hat, scheint ihm keine Frage wert. Das
Problem, daß der tatsächliche NEOfaschismus (im Gegensatz zu tradierten
ALTfaschisten und ihren Nachkömmlingen) heute in ganz anderer Gestalt
auftritt, ist von etlichen FREIDENKER-Autoren seit langem detailliert
herausgearbeitet worden. Davon hat Herr Willms offenbar keine Ahnung.
Wer hat denn hier die „verengte“ Sicht?

Herr Willms resümiert: „Zusammengefaßt gibt dies eine Weltsicht, die in
frappierendem Kontrast zum Anliegen eines antifaschistischen Verbandes
steht. Es wird die klare Möglichkeit zum Andocken von Anhängern mit weit
rechts stehenden Ansichten eröffnet.“ Liebe Freidenkerfreunde, findet
Ihr Euch da wieder? Bastele Dir aus herausgerissenen Textfetzen einen
Popanz und belle ihn dann an. Da scheint mir der Begriff „wahnhaft“
durchaus angebracht.

Doch nun komme ich zum Schlimmsten. Es ist mir schon bei einigen
(wenigen) anderen VVN-Mitgliedern aufgefallen (und keineswegs bei der
gesamten VVN-BdA!), daß es für sie offensichtlich Wichtigeres gibt als
den Frieden. Bei Th. Willms heißt das z. B.: „Um diese ,Mahnwachen‘ …
tobte bekanntlich ein harter Kampf. In diesem hat sich die VVN-BdA von
Anfang an eindeutig gegen jede Einflußnahme
nationalistisch-rechtsgestrickter Akteure gewehrt als auch die
Bereitschaft diverser Politiker des linken Spektrums, mit eben diesen
Akteuren zusammenzuarbeiten, kritisiert.“
Ich lese das so: Wir sind ja gegen den Krieg, aber nicht mit DENEN
zusammen. „Nicht mit DENEN zusammen“ ist also wichtiger als der Frieden.
Nein, Herr Willms, Sie irren! Es gibt NICHTS Wichtigeres als den
Frieden! Krieg ist die schlimmste Form von Terror, und zwar nicht nur
wegen der Bomben. Denn den faschistoiden Gewaltpöbel, vor dem Sie die
meiste Angst haben, gibt es zunächst einmal überall. Wenn durch Krieg
das staatliche Gewaltmonopol zerstört wird, werden gerade diese
potentiellen Gewalttäter entfesselt und begehen dann eben Greueltaten.
Und von wegen „Krieg gegen den Hitlerfaschismus“: „Gerechte Kriege“ kann
es ja nur seitens unterdrückter Völker geben, also mit Sicherheit nicht
seitens der NATO.

Und deswegen ist es wichtiger, zusammen gegen den Krieg zu sein, als
sich über seine Differenzen zu streiten. Es ist natürlich von niemandem
zu verlangen, sich einer protestierenden Gruppe anzuschließen, die schon
von rechts außen übernommen wurde, wo keine andere Meinung gelten darf.
Aber wenn auf einer Versammlung besorgte Bürger und AUCH ein paar Rechte
sind, ist das kein Grund zur Panik. Und warum soll man die bei solchen
Versammlungen eigentlich nicht reden lassen? Können das die Menschen in
diesem Land nicht vielleicht selbst beurteilen? Wie ist es eigentlich
mit Ihrem Demokratieverständnis, Herr Willms?

Ich bin Mitglied im Deutschen Freidenker-Verband und in der VVN-BdA wie
viele meiner Freidenkergenossen. In unserem Namen spricht Thomas Willms
nicht. Thomas Willms ist laut Internet Bundesgeschäftsführer der
VVN-BdA, bekommt also wohl noch Geld dafür. Ich weiß nicht, wer ihn
eingesetzt hat, ich war es nicht. Er vertritt die VVN-BdA vielleicht
juristisch, aber seine Meinung muß ich nicht übernehmen.

Ich finde auch, daß wir solche Leute, die verdienstvolle Aktivisten
derart verunglimpfen, in der VVN-BdA nicht brauchen.    

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