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Zur „Bundeskristallnacht“ des Geschäftsführers der Stiftung Sächsische Gedenkstätten - der einstweiligen Freistellung von Siegfried Reiprich.

Siegfried Reiprich, seit nunmehr langen elf Jahren Geschäftsführer der Stiftung Sächsische Gedenkstätten, relativiert wissentlich oder unwissentlich die Verfolgung der Juden während des Nationalsozialismus, in dem er aktuelle kriminelle Erscheinungen (Deren soziale Ursachen in der Debatte völlig ignoriert werden.) begrifflich in die Nähe der Pogromnacht vom November 1938 rückt und dazu den Kampf- und Propagandabegriff der deutschen Faschisten bemüht. Zudem verbreitete er zustimmend die rassistische Behauptung, dass Weiße in Europa bald einer Minderheit angehören würden.

Zur „Bundeskristallnacht“

des Geschäftsführers der Stiftung Sächsische Gedenkstätten

- der einstweiligen Freistellung von Siegfried Reiprich.

 

Siegfried Reiprich, seit nunmehr langen elf Jahren Geschäftsführer der Stiftung Sächsische Gedenkstätten, relativiert wissentlich oder unwissentlich die Verfolgung der Juden während des Nationalsozialismus, in dem er aktuelle kriminelle Erscheinungen (Deren soziale Ursachen in der Debatte völlig ignoriert werden.) begrifflich in die Nähe der Pogromnacht vom November 1938 rückt und dazu den Kampf- und Propagandabegriff der deutschen Faschisten bemüht. Zudem verbreitete er zustimmend die rassistische Behauptung, dass Weiße in Europa bald einer Minderheit angehören würden.

Ob dies ein Skandal ist? Herr Reiprich hat sich distanziert. Er sei provoziert wurden und die Angelegenheit missverständlich in der Öffentlichkeit aufgebauscht worden.

 

Wie auch immer. Siegfried Reiprich (Dessen Lebensweg hoch interessant ist und von einem politisch engagierten Menschen zeugt.) wird die Stiftung verlassen und an anderer Stelle seine Überzeugungen und politischen Ansichten in die Gesellschaft tragen, er hat dazu die entsprechenden Kontakte, die man braucht, um eine Rolle zu spielen im politischen Geschehen im Freistaat Sachsen und der Bundesrepublik.

 

Doch die geistige Haltung in der Stiftung wird weiter leben. Er und seine Vorgänger haben ihren politisch sanktionieren Auftrag in Vasallentreue erfüllt. Dabei war die Richtung der Gedenkstättenarbeit im wesentlichen stets ausgemacht; Die Betonung lag und liegt auf der Betrachtung des Unrechts in der DDR. Der NS-Diktatur folgte direkt die nächste Diktatur, eigentlich ohne Unterschied, totalitär eben. Wissenschaft verbiegend, historische Zusammenhänge ignorierend, aber stets aktuell politisch gewappnet, der 3. Oktober 1990 als Endpunkt der Geschichte. Einen Antifaschismus hat es nie gegeben und soll auch zukünftig nicht sein.

Wenn man bedenkt mit welchen erheblichen finanziellen und sonstigen Mitteln die Gedenk- und Erinnerungsstätten sowie Publikationen, Institute und entsprechend treue Mitstreiter unterstützt werden, die sich mit den Verfehlungen in der DDR befassen, ausgestattet werden und wie die Zeit der Nationalsozialistischen Terrorherrschaft vernachlässigt wird (Oder unter ganz abstrusen Vorzeichen und Begleiterscheinungen bearbeitet wird.), ist dies doch der eigentliche Skandal! Daran scheint auch die neuerliche Regierungsbeteiligung von B90/Grünen und der SPD nichts zu ändern.

 

Die wenigen bekannten Ausnahmen, scheinen da wie ein Feigenblatt. So Beispielsweise der jahrelange Stellvertretende Geschäftsführer Dr. Klaus-Dieter Müller. Mit ihm gab es eine gute Zusammenarbeit mit den Opferverbänden der Verfolgten des Naziregimes. Er und weitere Mitarbeiter forschten zu den sowjetischen Kriegsgefangenen und deren grausamen Arbeits- und Lebensbedingungen in der Kriegswirtschaft. Das umfangreiche Nachschlagewerk "Grabstätten sowjetischer Bürger auf dem Gebiet des Freistaates Sachsen" entstand. Dr. Müller stand jedoch unter ständiger Kritik der Offiziellen in Stiftung und Ministerium.

 

Dem historischen Gedächtnis der Menschen im Freistaat Sachsen wurde seit 30 Jahren eine partielle Demenz auferlegt. Sie sollten die positiven Erinnerungen an das eigene Leben in der DDR vergessen und sich dafür auch noch entschuldigen, dass sie in diesem Staat aufgewachsen sind, gelebt und geliebt haben, sich engagierten. Mehrere Generationen waren gezwungen diese Haltung einzunehmen, sich selbst zu verleugnen. Als positive Lebensgeschichte wurde allen (fast allen) das Angebot einer Legende unterbreitet, dass es ja die Sachsen waren, die die „friedliche Revolution“ in Gang brachten und sie somit erneut zu den Siegern der Geschichte gehörten. Dabei ging und geht es aber weniger um die echte Opposition in der DDR und unmittelbar 1989, sondern um jene Etappe der Zeit, die begann, als es nicht mehr um einen reformierten Staat ging, sondern um die Leute die das eigene Land verlassen hatten oder ab März 1990 einen schnellen Anschluss an die BRD forderten, um von der Konsumgesellschaft schnell zu profitieren.

Um diese geteilte Erinnerung und das Vergessen zu befördern, war es notwendig auch den Antifaschismus zu delegitimieren, die Verbrechen der Nazis zu relativieren, denn auch Vergessen und Gleichsetzen ist Relativierung. Die positive Geschichte des schweren Neuanfangs seit 1945 sollte es nie gegeben haben. Gedenken an die Verbrechen waren stets weit weg z. B. in Auschwitz, wurden zu Ritualen und zumeist auf die Opfer der Rassenideologie beschränkt.

Auch diese Politik trug dazu bei, dass wir in einer entsolidarisierten Gesellschaft leben, die anfällig ist für inhumane undemokratische Ansichten und Lebensmodelle.

 

So wundert es also nicht, daß es zu einem Mikroskandal führt, wenn das Wort „Bundeskristall“ bemüht wird, aber die eigentlichen Probleme der Erinnerungspolitik im Freistaat Sachsen erneut unerwähnt bleiben.

Ein Neuanfang in der sächsischen Stiftung wäre tatsächlich angesagt, um auch im Sinne der Verfassung unseres Landes der Aufarbeitung der Geschichte und der Erinnerungskultur alle Epochen unserer jüngeren Vergangenheit betreffend.

Verband der Verfolgten des Naziregimes Chemnitz

Rosenplatz 4

09126 Chemnitz

info@vvn-bda-chemnitz.de

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