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(deportiert in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau und dort sehr wahrscheinlich am 9. August 1942 in einer Gaskammer ermordet)
Dr. Edith Stein wurde am 12. Oktober 1891 in Breslau geboren und am 9. August 1942 von den Faschisten im KZ Auschwitz-Birkenau ermordet.
Sie wurde 1922 durch die Taufe in die katholische Kirche aufgenommen und trat 1933 in den Orden der Unbeschuhten Karmeliterinnen ein. Sie gilt als Brückenbauerin zwischen Christen und Juden.
In der Zeit der faschistischen Herrschaft wurde Stein „als Jüdin und Christin“ zum Opfer des Holocaust. Die katholischen Kirche verehrt sie als Heilige und Märtyrerin verehrt, für Teile der evangelischen Kirche gilt sie als Glaubenszeugin. Papst Johannes Paul II. sprach Edith Stein am 1. Mai 1987 selig und am 11. Oktober 1998 heilig.
Edith Stein wurde als jüngstes von elf Kindern in eine jüdisch-orthodoxe Familie geboren. Ihr Vater, der Kaufmann Siegfried Stein, starb, als Edith etwa ein Jahr alt war. Die Mutter Auguste Stein, geborene Courant, führte den Holzhandel weiter und ermöglichte allen Kindern eine solide Ausbildung. Zu der religiösen Tradition ihres Elternhauses entwickelte die junge Edith Stein ein kritisches Verhältnis und verstand sich zeitweilig als Atheistin.
Nach neun Schuljahren verließ Edith Stein als begabte Schülerin 1906 vorzeitig das zehnjährige Lyzeum in Breslau. Zurück in Breslau, finanzierte die Mutter kurze Zeit Privatunterricht, so dass Edith 1908 nach einer Prüfung, ohne die 10. Klasse absolviert zu haben, in die 11. Klasse des Gymnasiums aufgenommen wurde und dort 1911 ein sehr gutes Abitur ablegte. An der Universität Breslau begann sie ein Lehramtsstudium und später studierte sie in Göttingen und in Freiburg im Breisgau, zuletzt wieder in Breslau. Nach Staatsexamen promovierte sie 1916 mit Auszeichnung. Vier Versuche, zur Habilitation zugelassen zu werden, scheiterten daran, dass sie eine Frau war. Edith Stein überarbeitete und beendete die Schrift 1936 unter dem Titel "Endliches und ewiges Sein"; sie konnte erst nach der Befreiung vom Faschismus 1950 veröffentlicht werden.
Edith Stein hielt Vorträge zur Frauenfrage und zu Problemen der neueren Mädchenbildung. Sie war Mitglied im Verein katholischer deutscher Lehrerinnen.
Nach der Machtübernahme durch die Faschisten im Januar 1933 gipfelten die immer häufigeren Ausschreitungen der braunen und schwarzen Banden gegen die Juden am 1. April 1933 im Aufruf zum "Judenboykott" und der dadurch erzeugten Pogromstimmung.
Mitte April 1933 schrieb Edith Stein einen Brief an den damaligen Papst Pius XI., mit der Bitte, öffentlich gegen die Judenverfolgung zu protestieren: „… Alles, was geschehen ist, und noch täglich geschieht, geht von einer Regierung aus, die sich ‚christlich‘ nennt. Seit Wochen warten und hoffen nicht nur die Juden, sondern Tausende treuer Katholiken in Deutschland – und ich denke, in der ganzen Welt – darauf, daß die Kirche Christi ihre Stimme erhebe, um diesem Missbrauch des Namens Christi Einhalt zu tun. (…) Wir alle, die treue Kinder der Kirche sind und die Verhältnisse in Deutschland mit offenen Augen betrachten, fürchten das Schlimmste für das Ansehen der Kirche, wenn das Schweigen noch länger anhält.“
Eine Antwort aus dem Vatikan erhielt Edith Stein zwar nicht. Die Hoffnungen Edith Steins auf eine öffentliche Stellungnahme seitens des Vatikans wurden enttäuscht. Nur wenige Tage zuvor hatten die Verhandlungen über das Reichskonkordat begonnen.
Auf Druck des faschistischen Regimes gab Edith Stein schließlich Ende April 1933 ihre Stelle in Münster auf, um das Institut vor "Schaden" zu bewahren.
Die jüdische Herkunft Edith Steins wurde spätestens im April 1938 amtlich bekannt. Nach der Pogromnacht entschloss sie sich in ein Kloster außerhalb Deutschlands zu gehen und siedelte schließlich in den Karmel im niederländischen Echt über. Der Aufforderung der deutschen Besatzungsbehörden im Dezember 1941, alle nicht niederländischen „Nichtarier“ sollten sich zur „freiwilligen Emigration“ melden, mussten auch Edith Stein folgen, da sie seit Oktober 1941 in Maastricht polizeilich gemeldet waren. Die Maßnahme diente den Verfolgern dazu, die im Land lebenden jüdischen Emigranten zu erfassen.
Anfang Juli 1942 begannen die Massendeportationen von Juden aus den Niederlanden, die nach offizieller Darstellung angeblich in „Arbeitslager“ gebracht wurden. Am 11. Juli protestierten die niederländischen Kirchen in einem gemeinsamen Telegramm an den Reichskommissar für die Niederlande, ArthurSeyß-Inquart, gegen diese Maßnahmen. Seyß-Inquart reagierte mit der überraschenden Zusicherung, vor 1941 getaufte Juden aller christlichen Konfessionen würden von der Deportation ausgenommen, wenn die Kirchen ihren Protest nicht öffentlich machten. Unbeeindruckt von diesem Angebot ließ der katholische Erzbischof von Utrecht, Johannes de Jong, landesweit einen auf den 20. Juli datierten Hirtenbrief verlesen, der das Vorgehen der Deutschen gegen Juden anprangerte. Als Reaktion darauf wurden 244 zum Katholizismus konvertierte ehemalige Juden, darunter auch Edith Stein, am 2. August 1942 von der Gestapo verhaftet.
Sie wurde zunächst in das Polizeilager Amersfoort und dann zum Durchgangslager Westerbork gebracht, wo sie am 4. August 1942 eintraf. Von hier aus wurde sie am 7. August mit der Reichsbahn in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert und dort mit hoher Wahrscheinlichkeit am 9. August 1942 in einer Gaskammer ermordet.
Ehrungen
Der erste in Polen verlegte Stolperstein ist Edith Stein gewidmet und liegt in Breslau.
In ihrer Heimatstadt Breslau gibt es ein ihr gewidmetes Kulturzentrum (Dom Edyty Stein), eine nach ihr benannte Straße (ul. Błogosławionej Edyty Stein) und einen solchen Park (Park Świętej Edyty Stein).
Stolpersteine gibt es in Köln Vor den Siebenburgen 6, Dürener Straße 89 und Werthmannstraße 1, in Freiburg im Breisgau Goethestraße 63, Riedbergstraße 1, Zasiusstraße 24, Dorfstraße 4 und Spitzackerstraße 16 im Stadtteil Günterstal.
Seit dem 2. Juli 2013 liegt in den Niederlanden in Echt-Susteren ebenfalls je ein Stolperstein für sie und ihre Schwester Rosa. In Freiburg im Breisgau liegen drei Stolpersteine für Edith Stein (Goethestraße, Riedbergstraße und Zasiusstraße).
Zudem erschien am 13. Januar 1983 eine Sonderbriefmarke.
Ausgewählte Ehrungen/Gedenken durch die Kirche und deren Einrichtungen
In Hamburg-Allermöhe gibt es die Edith-Stein-Kirche und einen Edith-Stein-Platz.
Mehrere Pfarrgemeinden in verschiedenen Teilen Deutschlands wählten die Heilige zur Pfarrpatronin, oft im Zuge von Fusionen mehrerer Gemeinden zu einer gemeinsamen Pfarrei. In Wuppertal-Vohwinkel wurde im September 2011 die Lettow-Vorbeck-Straße in Edith-Stein-Straße umbenannt. Viele Straßen, Schulen, Gebäude, Kliniken und öffentliche Einrichtungen in deutschen, österreichischen und polnischen Städten sind nach Edith Stein benannt.
In der niederländischen Stadt Hengelo führt die Pädagogische Hochschule den Namen Hogeschool Edith Stein.
Gedenktafeln wurden an dem Haus in der Dürener Straße in Köln, an dessen Stelle der damalige Karmel gestanden hatte, und am Gasthof Kybfelsen in Freiburg-Günterstal, wo sie 1916, 1929 und 1931/32 einkehrte, angebracht. Eine Gedenktafel befindet sich auch an ihrem ehemaligen Wohnhaus in der Göttinger Innenstadt. Im Toni-Schröer-Haus in Lambrecht/Pfalz wurde eine Edith-Stein-Gedenkstätte eingerichtet.
Eine Dauerausstellung über Edith Stein wird im Kloster der Dominikanerinnen zur hl. Maria Magdalena in Speyer gezeigt.
In Wien ist das Edith-Stein-Haus in der Ebendorferstraße 8 der Hauptstandort der Katholischen Hochschulgemeinde und der Hochschulseelsorge der Erzdiözese Wien.
Im Sinne von Karl Strobls Modell des „Katholischen Studentenhauses“ beheimatet das Haus auch eine Edith Stein geweihte Kapelle sowie ein Wohnheim für ca. 90 Studentinnen und Studenten. In Neus ist eine Familienbildungsstätte nach ihr benannt.
Der Edith-Stein-Preis wird vom Göttinger Edith-Stein-Kreis alle zwei Jahre an Persönlichkeiten, Gruppierungen und Institutionen verliehen, die sich grenzüberschreitend sozial engagieren. Er besteht aus einer Medaille mit der Inschrift „Unsere Menschenliebe ist das Maß unserer Gottesliebe“ und ist mit 5.000 Euro dotiert.
Musikale und künstlerische Werke
Adelheid Geck: Ave, crux spes unica, Motette für Chor. Uraufführung zur Weihe der Edith-Stein-Statue von Paul Nagel an der Westfassade des Petersdoms durch Papst Benedikt XVI.
Skulptur vor der Taufkirche Edith Steins in Bad Bergzabern mit der Inschrift Secretum meum mihi
Im März 2009 wurde Edith Stein in Berlin durch die Ernst-Freiberger-Stiftung mit einer Bronzeplastik des Künstlers Bert Gerresheim geehrt. Die Büste ist Teil der „Straße der Erinnerung“ im Stadtteil Moabit am Spreebogen.
Im Vatikan segnete Papst Benedikt XVI. am 11. Oktober 2006 eine Statue der Heiligen, die anschließend in einer der Außennischen der vatikanischen Petersbasilika aufgestellt wurde.
In Landau/Pfalz wurde im November 2008 im Rahmen der Einweihung des Edith-Stein-Platzes eine Skulptur des Künstlers Peter Brauchle aufgestellt. 2006 beschloss die Bayrische Staatsregierung, Edith Stein in die Gedenkstätte Walhalla in Donaustauf aufzunehmen. In der Walhalla wurde am 25. Juni 2009 eine von dem Traunsteiner Bildhauer Johann Brunner geschaffene Marmorbüste enthüllt..
Quellen/Literatur(Auswahl)
Das Einfühlungsproblem in seiner historischen Entwicklung und in phänomenologischer Betrachtung. 1917. (Dissertation Freiburg, Philosophische, 1917
Zum Problem der Einfühlung. Halle (Saale), 1917. (Teile II und IV aus o. g. Diss.) Neuausgabe in Edith-Stein-Gesamtausgabe. Band 5, Herder, Freiburg 2008
Potenz und Akt. Studien zu einer Philosophie des Seins. (1931), posthum erschienen 1988; NA in Edith-Stein-Gesamtausgabe, Band 10, Freiburg 2006
Endliches und ewiges Sein (1937), postum erschienen Freiburg: Herder, 1950; NA (inkl. Anhängen) in Edith-Stein-Gesamtausgabe, Band 11/12, Freiburg 2006
Kreuzeswissenschaft. Studie über Johannes a Cruce. (1942). Nauwelaerts, Louvain 1950. NA in Edith-Stein-Gesamtausgabe, Band 18, Freiburg, 2. Auflage. 2004
Aus dem Leben einer jüdischen Familie und weitere autobiographische Beiträge. Nauwelaerts, Louvain 1965. Neu bearbeitet und eingeleitet von Maria Amata Neyer (= Edith-Stein-Gesamtausgabe. Band 1). Freiburg 2002
Eine erste Werkausgabe erschien in 18 Bänden als Edith Steins Werke zwischen 1950 und 1998 im Herder Verlag. Mit Abschluss dieser Ausgabe begann die Arbeit an einer zweiten, heutigen editorischen Standards genügenden Ausgabe, der Edith-Stein-Gesamtausgabe (ESGA) in 27 Bänden, ebenfalls von Herder verlegt. Sie wurde herausgegeben vom Karmel Maria vom Frieden zu Köln, unter wissenschaftlicher Mitarbeit von Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz und anderer Fachgelehrter. Der erste Band erschien im Jahre 2000. Im Jahr 2014 war die ESGA vollendet. Für die ESGA wurden die Bestände im Edith-Stein-Archiv im Karmel Maria vom Frieden herangezogen. Das Edith-Stein-Archiv bewahrt ca. 25.000 Handschriften von Edith Stein. Dort befindet sich auch ein kleines Museum.
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Dr. Hans Brenner und seine 50 Mitstreiter haben ein umfangreiches Werk über die Anfänge der Konzentrationslager in Sachsen vorgelegt.
Die Neuerscheinung der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung wirft ein neues Licht auf die Zeit der Nationalsozialismus zwischen 1933 und 1945 in Sachsen. Zu den Themen zählen das System der Frühen Konzentrationslager von 1933 bis 1937 (mit mindestens 80 sächsischen Städten und Gemeinden), die politischen Prozesse gegen Gegner des NS-Systems, Opferschicksale aus den verschiedenen Verfolgten-Gruppen und die als Todesmärsche bezeichneten Evakuierungsmärsche aus Konzentrationslagern und deren Außenlagern ab Herbst/Winter 1944 über sächsisches Territorium.
Mit einem umfangreichen Datenanhang und vier thematischen Karten liefert das Buch neuestes Forschungsmaterial für die sächsische Heimat- und Landesgeschichte.
Brenner, Hans / Heidrich, Wolfgang / Müller, KlausDieter / Wendler, Dietmar (Hrsg.) NS-Terror und Verfolgung in Sachsen.
Von den Frühen Konzentrationslagern bis zu den Todesmärschen Sächsische Landeszentrale für politische Bildung, Dresden 2018, 624 S

