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Heute stehen wir Sachsen im Rahmen der internationalen Gemeinschaft vor neuen großen Anstrengungen im Kampf gegen Ideologien, die auf rassistischer Intoleranz, Hass und Terror beruhen. Es geht um die Erhaltung des Friedens und die Durchsetzung der Grundrechte und Freiheiten des Menschen, wo diese behindert werden. Gerade angesichts einiger heutiger Tendenzen der Ausgrenzung und Diskriminierung von Hilfesuchenden und Flüchtlingen halten wir es für wichtig, aus der deutschen Geschichte zu lernen, die demokratische Ordnung und ihre Institutionen sowie die Würde jedes Menschen mit Überzeugung zu verteidigen.
Die Todesmärsche und Bahntransporte der KZ-Häftlinge aus den Stamm-und Außenlagern durch Chemnitz blieben in der Forschung weitgehend unbeachtet. Zeitzeugen sind kaum noch vorhanden oder haben viele Jahre die Geschehnisse verdrängt. In der Zeit der DDR wurde dieser Abschnitt der Geschichte wenig beachtet. Dr. Hans Brenner aus Zschopau war einer der Wenigen, die Außenlager des KZ Flossenbürg (in Chemnitz, Auto-Union AG und Astra-Werke AG) erforschten. Historiker haben es nach der Wende leichter, sie können Archive besuchen, haben Zugang zu den Stasi-Unterlagen und können zu Zeitzeugen in den „Westen“ reisen.
Vieles hat in jüngster Zeit Pascal Cziborra zum Thema veröffentlicht. Er stützt sich jedoch auf bereits Erforschtes, bleibt aber auf einem alten Stand.Unsere Forschungen basieren dagegen auf Gesamtwerke, die NS-Verbrechen dokumentieren, wie die von Wolfgang Benz, Barbara Distel, „Der Ort des Terrors“, München, 2006, Daniel Blatman, „Die Todesmärsche 1944/45“, Reinbek bei Hamburg, 2011u.a. Das letzte Kapitel des Auftrags Hitlers „Vernichtung durch Arbeit“ gipfelte in Sklavenarbeit in den Rüstungsbetrieben und den grausamen und menschenverachtenden Todesmärschen und -transporten meist jüdischer Häftlinge.
Die Antwort auf die Frage: “Wie konnte es dazu kommen, dass Tausende Häftlinge halbverhungert und erfroren Chemnitz durchliefen oder mit der Bahn durchfuhren, ohne von der Bevölkerung beachtet zu werden“, versuchen wir hiermit zu geben. Rassen und Völkerhass, beides entwickelte sich bereits in der Weimarer Republik, von den Nazis in den „Nürnberger Rassengesetzen“ zusammengefasst und durch die Propaganda den Menschen suggeriert sowie Einschüchterungen durch die Faschisten, waren u.a. die ideologischen Ursachen des Wegschauens, wenn Angehörigen anderer „Rassen“ und Völker sowie Andersdenkenden bitteres Leid und Tod widerfuhr. Die Analyse der
Zeit des Faschismus, die ebenso gründliche Betrachtung, wie dieser Faschismus die „Massen“ begeistern konnte, lassen Rückschlüsse auf heutige Ausländerfeindlichkeit, heutigen Fremdenhass und undemokratisches Verhalten zu. Wir stellen fest, dass besonders junge Menschen, aber auch Senioren Interesse zeigen, diese NS-Zeit zu verstehen und Antworten auf heutige neonazistische Forderungen und Sprüche suchen..
Durch die konkrete Aufarbeitung der umfangreichen Todesmärsche-und transporte 1945 durch Chemnitz und Umgebung, ihre Darstellung und deren Verlauf von Konzentzrationslagern oder Außenlagern bis zur Befreiung 1945 und Aussagen von Augenzeugen, wird eine weitere Lücke der Geschichte unserer Stadt geschlossen und ein dunkles Kapitel aufgehellt.
Hinsichtlich der Handlungsziele sollen Chemnitzerinnen und Chemnitzer ein noch reflektierteres Geschichtsbewusstsein bekommen, um sich damit besser kritisch mit Themen des deutschen Faschismus und anderen diktatorischen Regierungsformen sowie mit deren aktuellen Bezügen in Deutschland und in der Welt auseinanderzusetzen zu können.
Dr. Hans Brenner und seine 50 Mitstreiter haben ein umfangreiches Werk über die Anfänge der Konzentrationslager in Sachsen vorgelegt.
Die Neuerscheinung der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung wirft ein neues Licht auf die Zeit der Nationalsozialismus zwischen 1933 und 1945 in Sachsen. Zu den Themen zählen das System der Frühen Konzentrationslager von 1933 bis 1937 (mit mindestens 80 sächsischen Städten und Gemeinden), die politischen Prozesse gegen Gegner des NS-Systems, Opferschicksale aus den verschiedenen Verfolgten-Gruppen und die als Todesmärsche bezeichneten Evakuierungsmärsche aus Konzentrationslagern und deren Außenlagern ab Herbst/Winter 1944 über sächsisches Territorium.
Mit einem umfangreichen Datenanhang und vier thematischen Karten liefert das Buch neuestes Forschungsmaterial für die sächsische Heimat- und Landesgeschichte.
Brenner, Hans / Heidrich, Wolfgang / Müller, KlausDieter / Wendler, Dietmar (Hrsg.) NS-Terror und Verfolgung in Sachsen.
Von den Frühen Konzentrationslagern bis zu den Todesmärschen Sächsische Landeszentrale für politische Bildung, Dresden 2018, 624 S
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