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Unvergessen - Fritz Matschke
Fritz Matschke, geboren am 16. Dezember 1899 in Chemnitz. Er besuchte die XIX. Bezirksschule (Andréschule) auf dem Kaßberg. Nach erfolgreichem Schulabschluss erlernte er in der Werkzeugfabrik H. F. Schnicke den Beruf eines Eisendrehers.
Der Erste Weltkrieg und die katastrophale soziale Lage der Bevölkerung, bewirkte, dass sich der junge Matschke frühzeitig für die Ziele der Arbeiterbewegung einsetzte. So wurde er bereits als Lehrling Mitglied des einflussreichen Deutschen Metallarbeiterverbandes (DMV). 1919 trat er in die erst wenige Monate zuvor gegründete Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) ein. In dieser Zeit unterstützte er als Kassierer auch die Arbeit der Roten Hilfe Deutschlands, einer KPD-nahen Hilfsorganisation. In der Firma Schnicke war Matschke Vertrauensmann des DMV und Mitglied des Betriebsrates. Mitten in der Weltwirtschaftskrise wurde er jedoch aufgrund seiner politischen Einstellung aus dem Verband ausgeschlossen. Matschke schloss sich daraufhin der Revolutionären Gewerkschafts-Opposition (RGO) an, die die KPD Ende 1929 gegründet hatte, um aus dem DMV ausgegliederten Gewerkschaftern eine neue Plattform zu bieten. Als Hauptkassierer engagierte er sich bis Juni 1933 innerhalb der Erwerbslosen-RGO der IG Metall.
Bei den Wahlen am 13. November 1932 wurde Fritz Matschke für die KPD in die Stadtverordnetenversammlung von Chemnitz gewählt. Mit seinen 33 Jahren war er damit der jüngste KPD-Vertreter im Stadtparlament.
Im Frühjahr 1933 wurde er von den Faschisten verhaftet und in das KZ Sachsenburg verschleppt. Am 28. Mai 1934 wurde er aus der „Schutzhaft“ entlassen und arbeitete anschließend als Dreher in der Gießerei G. Krautheim A.-G. in Chemnitz-Borna. Er sorgte dafür, dass die Betriebsgruppe der RGO weiterhin Bestand hatte und dass auch für die Rote Hilfe gesammelt wurde. Auch stellte er Kontakt zur illegalen Leitung der KPD in Chemnitz her. Gemeinsam mit Kurt Wieland, einem früheren Mitglied der Sozialistischen Arbeiterpartei, gründete er 1936 in dem Betrieb eine illegale Widerstandsgruppe, die bis zu 30 Personen (u. a. Herbert Witzschel, Kurt Dörr und Hellmut Dressler) umfasste. In den Folgejahren nahm die Gruppe Matschke-Wieland Verbindungen zu den Widerstandsgruppen um Ernst Enge (1940) und Rudolf Harlaß (1943) in Chemnitz auf. Ein Schwerpunkt ihrer Widerstandsarbeit war neben dem Verteilen von Flugblättern und der Sabotage der Rüstungsproduktion die Unterstützung sowjetischer Kriegsgefangener, die seit Herbst 1941 in der Gießerei zur Zwangsarbeit eingesetzt wurden.
Am 2. März 1945 wurde Fritz Matschke von der Gestapo verhaftet und ins Chemnitzer Polizeigefängnis gebracht. Mit ihm zusammen wurden sechs weitere Mitglieder der Widerstandsgruppe festgenommen. Mit einem Sammeltransport wurde er am 27. März 1945 ins KZ Flossenbürg verbracht.
Nach endlosen Verhören und Misshandlungen wurde Fritz Matschke am 27. März 1945 mit einem Sammeltransport in das KZ Flossenbürg überstellt. Als die Faschisten das Lager räumen mussten, schickten sie die verbliebenen Häftlinge in mehreren Todesmärschen nach Dachau, wo Fritz Matschke am 5. Mai 1945 zu Tode kam(Todesurkunde des Roten Kreuzes Bayern).
Rosa Matschke, die selbst von den Behörden als Opfer des Faschismus bzw. Verfolgte des Naziregimes (Hinterbliebene) anerkannt worden war, arbeitete nach Kriegsende als Angestellte in der Stadtverwaltung Karl-Marx-Stadt und verstarb am 7. Februar 1963.
Ehrungen
Der ehemalige Wohnsitz in der Reichsstraße 69 wurde mit einer Gedenktafel versehen, die nach 1990 "verschwunden" ist.
Nach 1945 wurde die ehemalige Freigutstraße in Fritz-Matschke-Straße umbenannt.
Die Untere Luisenschule hieß von 1967 bis 1991 Fritz-Matschke-Oberschule.
Seit dem 27. Januar 2020 gedenkt eine Messingtafel im Chemnitzer Rathaus der zehn früheren Stadtverordneten, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden. Auf der Tafel befindet sich auch Matschkes Name.
In Anwesenheit eines Enkelsohnes wurde am 5. Oktober 2020 ein Stolperstein in Gedenken an Fritz Matschke in Chemnitz (Reichsstraße 69) verlegt.
Auf dem Werksgelände der ehemaligen Krautheim-AG Chemnitz-Borna, nach 1945 VEB Gießereien Rudolf-Harlaß, nach 1990 HARLASSGUSS GmbH, Verschmelzung der Flender Guss GmbH mit der Flender AG, Umfirmierung zu Siemens Gusstechnik GmbH, Übernahme durch Herrn Josef Ramthun und Umfirmierung zu Sachsen Guss GmbH
stand eine Gedenktafel für die ermordeten drei Antifaschisten Fritz Matschke, Kurt Wieland und Paul Thümer aufgestellt.
Gedenktafel im Ehrenhain der Sozialisten Karl-Marx-Stadt/Chemnitz, Wartburgstraße
Quellen/Literatur
Gedenkstätten, Arbeiterbewegung - Antifaschistischer Widerstand - Aufbau des Sozialismus, Urania-Verlag Leipzig Jena Berlin, 1974
Broschüre "Gegen das Vergessen", VVN-BdA Stadtverband Chemnitz
Broschüre "Ehrenhain der Sozialisten Karl-Marx-Stadt", Stadtleitung Karl-Marx-Stadt der SED, Rat der Stadt Karl-Marx-Stadt.
Dr. Hans Brenner und seine 50 Mitstreiter haben ein umfangreiches Werk über die Anfänge der Konzentrationslager in Sachsen vorgelegt.
Die Neuerscheinung der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung wirft ein neues Licht auf die Zeit der Nationalsozialismus zwischen 1933 und 1945 in Sachsen. Zu den Themen zählen das System der Frühen Konzentrationslager von 1933 bis 1937 (mit mindestens 80 sächsischen Städten und Gemeinden), die politischen Prozesse gegen Gegner des NS-Systems, Opferschicksale aus den verschiedenen Verfolgten-Gruppen und die als Todesmärsche bezeichneten Evakuierungsmärsche aus Konzentrationslagern und deren Außenlagern ab Herbst/Winter 1944 über sächsisches Territorium.
Mit einem umfangreichen Datenanhang und vier thematischen Karten liefert das Buch neuestes Forschungsmaterial für die sächsische Heimat- und Landesgeschichte.
Brenner, Hans / Heidrich, Wolfgang / Müller, KlausDieter / Wendler, Dietmar (Hrsg.) NS-Terror und Verfolgung in Sachsen.
Von den Frühen Konzentrationslagern bis zu den Todesmärschen Sächsische Landeszentrale für politische Bildung, Dresden 2018, 624 S
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