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Erinnern und Gedenken an die im März 1945 in Neukirchen/Chemnitz ermordeten Antifaschisten

Erstellt von Raimon Brete | |   VVN BdA Chemnitz

Bei sonnigem und mildem Wetter trafen sich am 27. März diesen Jahres über 30 Bürgerinnen und Bürger am Gedenkstein für die sieben ermordeten Antifaschisten und legten Blumen nieder.

Bei sonnigem und mildem Wetter trafen sich am 27. März diesen Jahres über 30 Bürgerinnen und Bürger am Gedenkstein für die sieben ermordeten Antifaschisten und legten Blumen nieder. In bewegenden sowie eindringlichen Worten erinnerte der Bildhauer Frank Diettrich an das widerständige Wirken und Standhaftigkeit der so grausam Ermordeten, nachdem sie noch selbst ihr Grab ausheben mussten.
Antifaschisten war es nach einem Bombenangriff am 5. März 1945 gelungen, aus einem Seitenflügel des Kaßberggefängnis Chemnitz zu fliehen und sieben wurden von der Gestapo wieder verhaftet. Ihre Ermordung fand auf Befehl des Gestapokommissars Wackerow im Neukirchner Wald(Hutholz) bei Chemnitz durch die Gestapoleute Munkelt, Obst und Konsorten statt.
Am Nachmittag des 27.März wurden die Gefangenen auf dem Hof des Polizeigefängnisses mit Handschellen gefesselt und mit LKW zur unteren Schule in Neukirchen verbracht. (Ausweichquartier der Chemnitzer Gestapo nach der Bombardierung im März 1945 und Zerstörung des Hauptsitzes in Chemnitz) Zuvor war ein Sonderkommando mit der Exekution der Gefangenen beauftragt worden. (Dieses Sonderkommando bestand seit 1941 unter der Führung des SS Obersturmführers Schluppers und den beiden Kriminaloberassistenten Großer und Schmidt in der Turnhalle Neukirchen/Jahnstraße - dort waren bereits mehrfach Gefangene des Lagers Neukirchen erschossen wurden.) 

Gegen 19.00 Uhr am 27. März mussten drei der Gefangenen eine Erdgrube vertiefen, in die sich anschließend alle Gefangenen mit dem Gesicht zum Boden legen mussten. Mittels Maschinenpistolen und nachfolgenden Fangschüssen wurden die sieben Gefangenen ermordet. Die Grube wurde sofort geschlossen. Nur wenige Tage später wurden den Angehörigen Sterbeurkunden ausgehändigt, mit der Mitteilung, dass die Gefangenen auf der Flucht erschossen worden wären.

Anfang April wurden die Leichen exhumiert und mit einem Lastwagen der Deutschen Post gemeinsam mit 19 weiteren Leichnamen zur Feuerbestattungsstätte nach Werdau verbracht. Dort wurden sie am 7. und 8. April eingeäschert und in einem Massengrab beigesetzt.


Unvergessen
Albert Hähnel, geb. am 1. November 1903, Bäcker, Mitgl. des KJVD und der KPD, Stadtverordneter in Chemnitz.
Nach der Machtübernahme durch die Faschisten wurde er von diesen ins KZ Sachsenburg verschleppt. Er nahm 1936 eine Arbeit als Schleifer in den "Niles-Werken" auf und baute eine Widerstandsgruppe auf. Sowohl Angehörige verhafteter Widerstandskämpfer wurden unterstützt, als auch Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter. Die Gruppe war Teil der von Ernst Enge zusammengefassten und angeleiteten antifaschistischen Widerstandsbewegung in Chemnitz.
Walter Klippel, geb. am 7. August 1886, Bauarbeiter, Mitgl. der SPD, des Soldatenrates und seit 1920 Mitgl. und Funktionär der KPD sowie Gemeindevertreter in Adelsberg.
Als Hundertschaftsführer der proletarischen Hundertschaften beteiligte er sich aktiv an den Kämpfen der Arbeiterklasse. Nach der faschistischen Machtübernahme wurde er ins KZ Sachsenburg und Colditz verbracht. 
Alfons Pech, geb. am 20. September 1894, Mitgl. der SPD und des Metallarbeiterverbandes.
1939 wurde er im Zeichen der faschistischen Aufrüstung bei der Firma Pfauter in Altchemnitz eingestellt. Auf Grund seiner russischen Sprachkenntnisse nahm er im Auftrag der betrieblichen Widerstandsgruppe Verbindung mit sowjetischen Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern auf. Ihm gelang es, sechs Flugblätter in einer Auflage von 150 Stück herzustellen.
Im August 1944 wurde er von der Gestapo verhaftet und in das Polizeipräsidium Hartmannstraße verbracht. 
Max Brand, geb. am 20. August 1882, Arbeiter, Mitgl. der KPD und Gewerkschaftsfunktionär.
Mehrmals in KZ Sachsenburg verschleppt, grausam misshandelt. Nach Wideraufnahme der antifaschistischen Arbeit wurde er im Oktober 1944 erneut verhaftet.
Kurt Krusche, geb. am 24. September 1902, Hilfsmeister, Mitgl. und Funktionär der KPD.
Durch die Faschisten in ein KZ verschleppt und gefoltert. 1938 Mitgründer einer illegalen KPD-Zelle in den "Marathon-Werken" in Chemnitz. 
Willi Reinl, geb. am 8. Juni 1898, Schlosser, Mitgl. der KPD.
Als 1943 sowjetische Zwangsarbeiter in den "Wanderer-Werken" in Siegmar-Schönau zur Arbeit gepresst wurden, versorgte er sie mit Lebensmitteln und Nachrichten. Im Mai 1944 begann er, mit Gleichgesinnten eine antifaschistische Widerstandsgruppe im Betrieb aufzubauen. Er wurde im Herbst 1944 verhaftet.
Albert Junghans, geb. am 8. Juni 1903, Rundschleifer, Mitgl. und Funktionär der KPD in Einsiedel bei Chemnitz.
Angehöriger einer illegalen Gruppe von Widerstandskämpfern.

 

Den ermordeten Antifaschisten wurde mit der Einweihung des "Ehrenhains der Sozialisten" am 6. Oktober 1982 ein weiterer würdiger Platz und ein Ort des immerwährenden Gedenkens an ihren selbstlosen und aktiven Widerstand sowie ihren grausamen Tod gegeben.

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