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Faschisten - Aufbauhelfer der Bundesrepublik

Repräsentanten, Politiker der Jahrzehnte prägenden sogenannten Volksparteien, Politiker aller Couleur und Vertreter der zwei staatstragenden Kirchen sowie von Vereinen sowie Verbänden empören sich zu Recht über den weiter erstarkenden und sich profilierenden Rechtsruck in der Bundesrepublik Deutschland

Dabei verblüfft die zur Schau gestellte Naivität zu den Ursachen dieser gefährlichen Entwicklung und zeugt in erster Linie von bewusster Geschichtsvergessenheit, milder ausgedrückt von enormen Unwissen, was auf das Erinnerungs- und Bildungsniveau des Landes hinweist. Da offensichtlich immer mehr Rechte und neue Faschisten an Einfluss in Deutschland gewinnen und nach der Macht streben, kann man die Empörung der sogenannten Volksvertreter und deren Claqueure nur heuchlerisch nennen.
Den hunderttausendfachen Protesten ehrlich aufgeschreckter und besorgter Bürgerinnen und Bürger über diesen Prozess der Angriffe auf die Demokratie ist Respekt zu zollen und nach  Kräften zu unterstützen. Dennoch muss in diesem friedlichen Widerstandsmanifestationen auf die gesellschaftspolitische Prägung Deutschlands durch faschistische Kräfte nach der Befreiung vom Faschismus deutlich hingewiesen werden.
 
Nach den Kriegsverbrecherprozessen oder schon mit ihnen begann eine zweigeteilte Entwicklung in Deutschland. Im Osten wurde einer
antifaschistischen Ordnung nicht nur Leben eingehaucht, sondern die Entnazifizierung in der Gesellschaft, u.a. durch Antifaschisten und Kämpfer gegen den Faschismus in Verwaltung, Justiz und Polizei sowie Neulehrer vorangetrieben. In den drei Westzonen und später in der BRD wurden mehrheitlich die alten Beamten im staatlichen Machtapparat übernommen. Exemplarisch die Weiterbeschäftigung von Globke als Staatssekretär, Filbinger als Ministerpräsident, Gehlen als Chef des neuen Geheimdienstes, Heusinger
als Generalinspekteur der Bundeswehr, Buback als Generalbundesanwalt, Schleyer als Arbeitgeberpräsident und, und, und. Kasernen der Bundeswehr und Straßen sowie Plätze tragen oder trugen Namen von nazistischen Parteigängern oder Offizieren/Generälen, z.B. von  Manteuffel, Moeller, Freiherr v. Fritsch, Rommel, Lent, Marseille, Lilienthal.
In der Folge der Wiedervereinigung kamen sogenannte Aufbauhelfer und "Neubürger" in den Osten, wie z.B. der Gymnasiallehrer Höcke ("Er ist ein Nazi"), der Richter Meyer, der Oberst der Bundeswehr Paderski, der Bundeswehrfallschirmjäger-Oberfeldwebel Kalbitz. Sie zeichnen hauptsächlich mitverantwortlich für den Aufbau rechter sowie nazistischer Strukturen und Parteien in den neuen Bundesländern. 
 
Als das Grundgesetz für die Bundesrepublik vorbereitet wurde, erklärte einer seiner Väter, "alle deutschen Gebiete außerhalb der Bundesrepublik ist als Irrendes anzusehen", also als Territorium unter fremder Herrschaft, "deren Heimholung mit allen Mitteln zu betreiben" wäre(Nachzulesen im Protokoll der Sitzung der Unterausschüsse des Verfassungskonvents). Wer sich diesem Diktum nicht unterwerfe, hieß es weiter, sei "als Hochverräter zu behandeln und zu verfolgen".
Der ersten Bundesregierung gehörten mehrere Mitglieder der NSDAP an. 
Das Kabinett Adenauer I war die von 1949 bis 1953 amtierende erste deutsche Bundesregierung.
 
Aus Protest gegen Ende August 1950 geführte Geheimverhandlungen, bei denen Bundeskanzler Adenauer eine westdeutsche „Bereitschaft zur Remilitarisierung“ signalisiert hatte, ohne das Kabinett und die deutsche Öffentlichkeit darüber zu informieren, trat Bundesinnenminister Gustav Heinemann am 9. Oktober 1950 zurück. Zu seinem Nachfolger wurde am 11. Oktober 1950 Robert Lehr ernannt.
Bei der Wiedereinrichtung des Auswärtiges Amt, das formal noch unter der Kontrolle der Alliierten Hohen Kommission stand, verzichtete Bundeskanzler Adenauer auf die Ernennung eines Außenministers und übernahm am 15. März 1951 selbst die Führung der Amtsgeschäfte.

Rückblick:
Adenauer weigerte sich am 17. Februar 1933, den für eine Wahlkampfveranstaltung nach Köln kommenden Adolf Hitler am Flughafen zu begrüßen, und verbot Hakenkreuzflaggen auf städtischen Brücken. Nach der Machtergreifung Adolf Hitlers und der Faschisten unterlag die Zentrumspartei in Köln bei den Kommunalwahlen vom 12. März 1933. Am 13. März 1933 verließ Adenauer früh morgens Köln Richtung Berlin. Das Rathaus wurde besetzt und Regierungspräsident Hans Elfgen beurlaubte ihn. Adenauer wurde im April 1933 vorläufig vom Dienst suspendiert und am 17. Juli 1933 endgültig entlassen. Grohé, ein NSDAP-Parteiführer ohne staatliches Amt, erklärte Adenauer am 13. April ohne rechtliche Grundlage für abgesetzt und ernannte Günter Riesen zum kommissarischen Oberbürgermeister.
Der preußische Staatsrat, dessen Präsident Adenauer war, wählte am 26. April Robert Ley(Reichsorganisationsleiter der NSDAP) zu Adenauers Nachfolger.

Der Berliner Dienstwohnung verlustig und in Köln bedroht von seinen nationalsozialistischen Gegnern, die auf Wahlkampfplakaten „Adenauer, an die Mauer!“ gefordert hatten und ihm Dienstvergehen vorwarfen, bat Adenauer einen ehemaligen Schulfreund um Hilfe: Der Abt der Abtei Maria Laach, Ildefons Herwegen, nahm Adenauer als „Bruder Konrad“ am 26. April 1933 vorübergehend in der Abtei auf. Der ehemalige Bürgermeister führte von hier aus das Dienststrafverfahren, das er gegen sich selbst beantragt hatte, und blieb, bis er im April 1934 ein Haus im Potsdamer Vorort Neubabelsberg bezog. Am 4. Juni 1934 wurde das Dienststrafverfahren gegen ihn (zu Adenauers Gunsten) eingestellt.

Dort wurde er am 30. Juni 1934 im Zusammenhang mit dem Röhm-Putsch für zwei Tage festgenommen. Im April 1935 zog er nach Rhöndorf, wo er bis zu seinem Tod wohnte. Im August 1935 wurde er kurzzeitig aus dem Regierungsbezirk Köln ausgewiesen.

Um seinen Pensionsanspruch zu wahren, verwies Adenauer in einem zehnseitigen Brief vom 10. August 1934 an den preußischen Innenminister in Berlin auf sein bisheriges Verhalten gegenüber der NS-Bewegung: Er habe die NSDAP „immer durchaus korrekt behandelt“ und beispielsweise „jahrelang entgegen der damaligen Verfügung des preußischen Innenministers der NSDAP die städtischen Sportplätze zur Verfügung gestellt und ihr bei ihren Veranstaltungen auf diesen das Hissen ihrer Hakenkreuzfahnen an den städtischen Flaggenmasten gestattet“. Weiterhin habe er sich einer Anordnung des preußischen Staatsministeriums widersetzt, nationalsozialistische Beamte „zwecks Disziplinierung“ namhaft zu machen, „da (er) sie für unberechtigt und für ungerecht hielt“. Er sagte in diesem Brief auch, 1932 erklärt zu haben, „daß nach (s)einer Meinung eine so große Partei wie die NSDAP unbedingt führend in der Regierung vertreten sein müsse“.

Ende 1932 hatte sich Adenauer für eine Regierungsbildung von Zentrum und NSDAP in Preußen ausgesprochen. Am 29. Juni 1933, fünf Monate nach Hitlers Ernennung zum Kanzler, schrieb er in einem Brief: „Dem Zentrum weine ich keine Träne nach; es hat versagt, in den vergangenen Jahren nicht rechtzeitig sich mit neuem Geiste erfüllt. M.E. ist unsere einzige Rettung ein Monarch, ein Hohenzoller[,] oder meinetwegen auch Hitler, erst Reichspräsident auf Lebenszeit, dann kommt die folgende Stufe. Dadurch würde die Bewegung in ein ruhigeres Fahrwasser kommen.“ Er befürchtete, „wenn der revolutionäre Zustand nicht rechtzeitig in die Periode der neuen Ruhe und des neuen Aufbaus übergeht, dann kommt die Katastrophe“.

In einem als Reaktion auf Adenauers Eingabe verfassten Vermerk des Reichs- und Preußischen Ministeriums des Innern vom 8. November 1934 wird Adenauer zu „denjenigen Persönlichkeiten [gezählt], die als Träger des verflossenen politischen Systems in besonders ausgesprochener Weise hervorgetreten sind“. Minister Wilhelm Frick(NSDAP) lehnte die Eingabe noch am selben Tag ab.

Ab 1933 bekam Adenauer eine reduzierte Pension von ca. 1000 Reichsmark monatlich. 1937 kam es in einem Vergleich zu einer Einigung mit der Stadt Köln, wodurch ihm unrechtmäßig einbehaltene Bezüge nachgezahlt wurden. Im Gegenzug musste er sein Haus in Köln weit unter Wert an die Stadt verkaufen.

Die Widerstandsbewegung, darunter vor allem Carl Friedrich Goerdeler, versuchte über Mittelsmänner wie Jakob Kaiser und Paul Franken, Adenauer als Verschwörer zu gewinnen. Adenauer lehnte ab, da er ein Scheitern des Unternehmens für wahrscheinlich hielt, war jedoch weiterhin vom Kreisauer Kreis im Falle des Gelingens als Landeshauptmann für den Mittelrhein vorgesehen.

In loser Folge werden weitere personenbezogen Beiträge zum Thema geschrieben.

Quellen/Literatur:

Braunbuch; Nationalrat der Nationalen Front des Demokratischen Deutschland; Dokumentationszentrum der Staatlichen Archivverwaltung der DDR
Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1968

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