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Unvergessen - August Friedel

Augustin Josef Friedel, geboren am 11. Januar 1875 in Wernstadt/Böhmen, gestorben am 6. Februar 1956 in Karl-Marx-Stadt. 

Friedel erlernte nach der Volksschule den Beruf des Schlossers. Er wurde Mitglied der SPD sowie der Sozialistischen Arbeiterjugen(SAJ) und des Deutschen Metallarbeiter-Verbandes(DMV). Wann Friedel nach Chemnitz kam, ist nicht bekannt, jedoch war er 1913 Vorsitzender der Chemnitzer SAJ. Friedel gehörte am 9. November 1918 als SPD-Vertreter dem Chemnitzer Arbeiter- und Soldatenrat an. In der Folge machte er sich in der Chemnitzer Sozialdemokratie einen Namen. Er gehörte von 1919 ununterbrochen bis 1933 der Chemnitzer Stadtverordnetenversammlung an, zeitweise war er deren 2. Vorsteher. Darüber hinaus bekleidete er zeitweise die Funktion des SPD-Fraktionsvorsitzenden im Stadtrat der sächsischen Industriestadt. 1920 gehörte Friedel zu den Mitbegründern der Chemnitzer Volksbühne, deren Vorsitzender er ebenfalls bis 1933 war. Dies führte dazu, dass Friedel zeitweise als Sekretär des Volksbühnenverbandes für Sachsen und Nordbayern tätig war.

Friedel gehörte zu den prägendsten sozialdemokratischen Persönlichkeiten in Chemnitz während der Zeit der Weimarer Republik.

Nach der Machtübernahme durch die Faschisten wurde August Friedel am 9. März 1933 verhaftet und für einige Monate in Schutzhaft genommen. Anschließend hielt er sich als Vertreter für Märchenfilme in der Jugendfilm-Verleih GmbH unter Willy Wohlrabe(1883–1962) über Wasser. Friedel war dabei auch Gesellschafter dieser Firma. Nach dem Hitler-Attentat am 20. Juli 1944 wurde Fiedel im Rahmen der Aktion "Gitter" nochmals verhaftet, aber kurz darauf wieder entlassen.

Der bereits 70-jährige Sozialdemokrat gehörte zum Kriegsende 1945 in Chemnitz zu den bekanntesten Sozialdemokraten und wurde folgerichtig am 10. Mai 1945, als erstmals wieder eine Zusammenkunft der überlebenden SPD-Mitglieder in Chemnitz stattfand, zum Sprecher von deren Gruppe gewählt. Nach der Konstituierung des SPD-Bezirksvorstands Chemnitz-Erzgebirge am 16. Mai 1945 wurde Friedel zu dessen Vorsitzenden gewählt. Schon früh gehörte er, wie der bekannte Sozialdemokrat Otto Buchwitz zu den Befürwortern der Vereinigung von SPD und KPD.

August Friedel wurde auf dem Gründungs- und Vereinigungsparteitag der SED im April 1946 als bekannter sächsischer Sozialdemokrat in den Parteivorstand der SED gewählt wurde. 

In Chemnitz setzte Friedel seine ganze Kraft im Stadtrat ein, den er von seiner Neukonstituierung am 1. September 1946 bis zu seinem Tod 1956 angehörte. Bis zum Jahresende 1950 bekleidete er dabei auch das Amt des 1. Stadtverordnetenvorstehers. Bei der ersten Landtagswahl in Sachen im Oktober 1946 kandidierte Friedel für die SED. Allerdings nahm er wohl aufgrund seines fortgeschrittenen Alters und der Arbeitsbelastung im Chemnitzer Stadtrat dieses Mandat nur bis Ende des Jahres 1946 wahr. Nachdem Friedel auf dem II. SED-Parteitag im September 1947 nochmals in den SED-Parteivorstand gewählt wurde, stand der mittlerweile 75-jährige auf dem III. SED-Parteitag im Juli 1950 für die Wahl in das neugeschaffene SED-Zentralkomitee nicht mehr zur Verfügung. Friedel blieb nun bis zu seinem Tod vor allem der Stadt Chemnitz verbunden.


Ehrungen

August-Friedel-Straße, wurde nach 1990 in Hübschmannstraße umbenannt.

Gedenktafel im Ehrenhain der Sozialisten Karl-Marx-Stadt/Chemnitz, Wartburgstraße

Quellen/Literatur

Gedenkstätten, Arbeiterbewegung - Antifaschistischer Widerstand - Aufbau des Sozialismus, Urania-Verlag Leipzig Jena Berlin, 1974

Andreas Herbst, Gerd-Rüdiger Stephan, Jürgen Winkler(Hrsg.); Die SED-Geschichte, Organisation, Politik. Ein Handbuch, Dietz, Berlin 1997

Broschüre "Gegen das Vergessen", VVN-BdA Stadtverband Chemnitz

Broschüre "Ehrenhain der Sozialisten Karl-Marx-Stadt", Stadtleitung Karl-Marx-Stadt der SED, Rat der Stadt Karl-Marx-Stadt

NS-Terror und Verfolgung in Sachsen

Dr. Hans Brenner und seine 50 Mitstreiter haben ein umfangreiches Werk über die Anfänge der Konzentrationslager in Sachsen vorgelegt.

Die Neuerscheinung der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung wirft ein neues Licht auf die Zeit der Nationalsozialismus zwischen 1933 und 1945 in Sachsen. Zu den Themen zählen das System der Frühen Konzentrationslager von 1933 bis 1937 (mit mindestens 80 sächsischen Städten und Gemeinden), die politischen Prozesse gegen Gegner des NS-Systems, Opferschicksale aus den verschiedenen Verfolgten-Gruppen und die als Todesmärsche bezeichneten Evakuierungsmärsche aus Konzentrationslagern und deren Außenlagern ab Herbst/Winter 1944 über sächsisches Territorium. 

Mit einem umfangreichen Datenanhang und vier thematischen Karten liefert das Buch neuestes Forschungsmaterial für die sächsische Heimat- und Landesgeschichte.

Brenner, Hans / Heidrich, Wolfgang / Müller, KlausDieter / Wendler, Dietmar (Hrsg.) NS-Terror und Verfolgung in Sachsen.
Von den Frühen Konzentrationslagern bis zu den Todesmärschen Sächsische Landeszentrale für politische Bildung, Dresden 2018, 624 S