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(Organisator des Partisanenkrieges der jugoslawischen Kommunisten gegen die faschistischen deutschen und italienischen Besatzer)
Josip Broz Tito (Јосип Броз Тито); geb. am 7. Mai 1892 in Kumrovec als Josip Broz; verst. am 4.Mai 1980 in Ljubljana.
Er war Politiker, antifaschistischer Widerstandskämpfer, marxistische Theoretiker unrd wirkte von 1945 bis 1980, zunächst als Regierungschef, ab 1953 als Staatspräsident, an der Spitze Jugoslawiens.
Josip Broz entstammte einer kleinbäuerlichen Familie im kroatischen Kumrovec, das zur Zeit seiner Geburt zu Österreich-Ungarn gehörte. Das Geburtshaus von Josip Broz ist heute Bestandteil des Freilichtmuseums Etno-selo Kumrovec. Er war das siebte Kind der Familie.
Er absolvierte eine Schlosserlehre und trat am 10. März 1910 in die Sozialdemokratische Partei Kroatiens und Slawoniens ein.
Im Herbst 1913 wurde Broz in die österreichisch-ungarische Armee eingezogen. 1915 geriet er als habsburgischer Unteroffizier an der Ostfront in russische Kriegsgefangenschaft. Während der Februarrevolution 1917 wurde Broz aus der Kriegsgefangenschaft entlassen und kam im Juni nach Petrograd, wo er sich politisch betätigte. Broz wurde Zeuge der Oktoberrevolution und trat in jenen Tagen in die Rote Garde(Rote Armee) ein und kämpfte auf Seiten der Bolschewiki im Bürgerkrieg.
1920 kehrte Broz in seine Heimat zurück, die nun zum neu geschaffenen Königreich Jugoslawien gehörte.
Broz schloss sich nach seiner Heimkehr der Kommunistischen Partei Jugoslawiens (KPJ) an. 1927 wurde er zum Sekretär der Metallarbeitergewerkschaft gewählt. Die Gefängniszeit nutzte er, um sich zu bilden. Mit Hilfe seines Mitinsassen und -genossen Moša Pijad vertiefte er seine Kenntnisse in Literatur und in russischer und deutscher Grammatik.
In den Jahren von 1936 bis 1938 engagierte sich Tito (wie er sich ab 1934 nannte) auf Seiten der Republikaner im Spanischen Bürgerkrieg, wo er in Paris für die Einschleusung von Freiwilligen verantwortlich war.
Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion musste Tito untertauchen und organisierte den Partisanenkrieg der jugoslawischen Kommunisten gegen die deutschen und italienischen Besatzer.
Während des Krieges gelang es den Partisanen unter der Führung Titos, sich gegen die Besatzer und die mit ihnen verbündeten faschistischen Ustascha-Bewegung aus Kroatien durchzusetzen. Dabei wurde er erst nach der Konferenz von Teheran durch die Alliierten unterstützt. Vor allem in Serbien kämpften sie gegen die zunächst kollaborierenden Tschetnik-Freischärler.
Die Volksbefreiungsarmee(Narodnooslobodilačka vojska/armija), wie die Partisanen sich nannten, konnte sich als politisch einflussreichste Gruppe etablieren. Während des Widerstandskampfes wurde Tito zum Marschall ernannt und stand ab dem 29. November 1943 an der Spitze des Antifaschistischen Rates der Nationalen Befreiung(AVNOJ), der eine provisorische Regierung bildete und weite Teile des besetzten Landes kontrollierte. Mitte 1944 konnten Tito und sein Stab mit Hilfe der alliierten Militärberater, die die jugoslawischen Partisanen unterstützten, knapp einem groß angelegten deutschen Attentatsversuch, dem Unternehmen Rösselsprung, entkommen. Das Hauptquartier der Partisanen im bosnischen Drvar wurde von den Deutschen zwar zerstört, das eigentliche Ziel, die Ermordung oder Verhaftung Titos, misslang jedoch. Nach einigen kürzeren Zwischenstationen konnte der Partisanenkrieg vom neuen Hauptquartier auf der kroatischen Insel Vis aus fortgesetzt werden.
Seit Ende 1944 übte der Antifaschistische Rat die Macht in ganz Jugoslawien aus. Er wurde auch von den Alliierten anerkannt und vor allem vom britischen Premier Churchill unterstützt. Bereits während des Krieges zielte Titos Diplomatie darauf ab, ein Gleichgewicht zwischen den Westmächten und der Sowjetunion zu halten.
Nach Kriegsende ließ sich Tito in einer Volksbefragung den Machterhalt bestätigen. Am 29. November 1945 wurde er Ministerpräsident der Volksrepublik Jugoslawien. Bis 1953 betrieb er mit Hilfe der Nationalen Volksbefreiungsfront und der KPJ die Umwandlung Jugoslawiens in einen sozialistischen Staat.
Nach der Annahme einer neuen Verfassung im Jahr 1953 wurde Tito am 14. Januar 1953 in das Amt des Staatspräsidenten gewählt, das er ab 1963 auf Lebenszeit innehatte. Er setzte sich für die Gleichberechtigung der Staaten, die friedliche Koexistenz der Blöcke und für die Entwicklungsländer ein. Zusammen mit dem ägyptischen Präsidenten Gamal Abdel Nasser, dem indischen Premierminister Jawaharlal Nehru sowie dem indonesischen Präsidenten Sukarno gehörte er zu den Protagonisten einer Politik der Blockfreiheit. Diese wurde mit der Gründung der Bewegung der Blockfreien Staaten institutionalisiert. Durch sein Charisma und seine auf Ausgleich zielende Politik erwarb er sich auch außerhalb Jugoslawiens besonderes Ansehen. Er war einer der angesehensten Vertreter der blockfreien Staaten, deren Einwohner etwa zwei Drittel der Menschheit ausmachten. 1967, nach dem Sechs-Tage-Krieg, fror Tito die diplomatischen Beziehungen zu Israel ein.
Für Jugoslawien wurde 1974 auf Initiative Titos eine neue Verfassung beschlossen, die den Föderalismus stärker betonte. Mit der Verfassung wurde auch die Stellung des Staatspräsidenten gestärkt, da Tito uneingeschränkte Vollmachten als Staatsoberhaupt auf Lebenszeit eingeräumt wurden. Noch heute geniest Tito in den postjugoslawischen Staaten einen sehr guten Ruf.
Tito starb drei Tage vor seinem 88. Geburtstag am 4. Mai 1980.
Viele Staatspräsidenten und hochrangige Politiker erwiesen ihm bei seiner Beisetzung am 8. Mai 1980 die letzte Ehre. Gemessen an der Anzahl kondolierender Politiker und Staaten, die Delegationen sandten, war die Beerdigung mit vier Königen, 31 Präsidenten, 6 Prinzen, 22 Premierministern und 47 Außenministern die bis zum damaligen Zeitpunkt weltweit größte.
Er wurde im Belgrader Mausoleum „Kuća cveća“ beigesetzt und wird jährlich von über 20.000 Menschen besucht.
Quellen/Literatur/Film
Dr. Hans Brenner und seine 50 Mitstreiter haben ein umfangreiches Werk über die Anfänge der Konzentrationslager in Sachsen vorgelegt.
Die Neuerscheinung der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung wirft ein neues Licht auf die Zeit der Nationalsozialismus zwischen 1933 und 1945 in Sachsen. Zu den Themen zählen das System der Frühen Konzentrationslager von 1933 bis 1937 (mit mindestens 80 sächsischen Städten und Gemeinden), die politischen Prozesse gegen Gegner des NS-Systems, Opferschicksale aus den verschiedenen Verfolgten-Gruppen und die als Todesmärsche bezeichneten Evakuierungsmärsche aus Konzentrationslagern und deren Außenlagern ab Herbst/Winter 1944 über sächsisches Territorium.
Mit einem umfangreichen Datenanhang und vier thematischen Karten liefert das Buch neuestes Forschungsmaterial für die sächsische Heimat- und Landesgeschichte.
Brenner, Hans / Heidrich, Wolfgang / Müller, KlausDieter / Wendler, Dietmar (Hrsg.) NS-Terror und Verfolgung in Sachsen.
Von den Frühen Konzentrationslagern bis zu den Todesmärschen Sächsische Landeszentrale für politische Bildung, Dresden 2018, 624 S

