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1921 erfolgte die Firmengründung der Astra Werke AG mit dem Ziel , in Deutschland eine Rechenmaschine mit einer Zehnertastatur auf den Markt zu bringen. Die Weltwirtschaftskrise ab 1929 führte, wie in vielen anderen Unternehmen auch, zu Entlassungen von Belegschaftsangehörigen. Trotz dieser problematischen Lage gelang es, 1933 eine Astra-Buchungsmaschine auf der Internationalen Büromaschinenausstellung in Berlin als ein Spitzenprodukt vorzustellen.
Die erfolgreiche Unternehmertätigkeit des Firmengründers Greve darf nicht darüber hinweg täuschen, dass sich die Firmenleitung sowie der Aufsichtsrat des Betriebes nach der Machtergreifung des Nationalsozialialisten abe 1933 verhängnisvoll eng mit dem Regime arrangierten. Sie erhofften sich verbesserte Bedingungen für den weiteren Ausbau der Fabrikanlagen, die Entwicklung von Buchungsmaschinen, die Erhöhung der Mitarbeiterzahlen und den Aufbau eines eigenen Vertriebssystems. Sie unterstützte die Stabilisierung des nationalsozialistischen Regimes durch eine Reihe von Sozialleistungen für die Mitarbeiter und die Ausgabe von Festanzügen zum “Tag der Arbeit” 1933.
| Werk I: | 12 Millionen RM, davon 8.6 Millionen RM Rüstungsumsatz. |
|---|---|
| Werk II | 1944/45 ca. 6.9 Millionen RM nur Rüstungsumsatz |
Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Produktion an Büromaschinen immer weiter reduziert auf auf Weisung von Rüstungsminister Albert Speer im September 1943 ganz eingestellt, so dass 1944 der Anteil an Rüstungsgütern auf über 80% an der Gesamtproduktion gesteigert wurde.
Rüstungsprodukte waren:
Anteil des Rüstungsumsatzes am Gesamtumsatz - Werk I - in RM
| Geschäftsjahr | Gesamtumsatz | Rüstungsumsatz | % vom Gesamtumsatz |
|---|---|---|---|
| 01.04.1939-31.03.1940 | 11.242.188,00 | 89.614,00 | 0,8 |
| 01.04.1941-31.03.1942 | 10.138.729,00 | 1.246.845,00 | 12,3 |
| 01.04.1942-31.03.1943 | 11.043.076,00 | 2.241.522,00 | 20,3 |
| 01.04.1943-31.03.1944 | 12.329.037,00 | 4.171.342,00 | 33,8 |
| 01.04.1944-31.03.1945 | 12.186.397.00 | 8.636.099,00 | 70,9 |
| Planungszeitraum | Reingewinn in Reichsmark |
|---|---|
| 1935/36 | 861.730,00 |
| 1936/37 | 1.099.330,00 |
| 1937/38 | 888.110,00 |
| 1938/39 | 790.900,00 |
| 1939/40 | 1.305.877,66 |
| 1940/41 | 1.009.478,00 |
| 1941/42 | 820.640,00 bzw. 1.295.649,32 nach anderen Berechnungen |
| 1942/43 | 534.900,00 |
| 1943/44 | 783.236,00 |
| 1943/45 | Keine konkrete Zahlen vorhanden |
Am 29. August 1936 verfügte Adolf Hitler, dass besondere Unternehmen mit dem Titel “Nationalsozialistischer Musterbetrieb” ausgezeichnet werden konnten. Im jährlichen Kampf um ein solches sogenanntes Gau-Diplom war der Betriebsleitung jedes Mittel recht. Am 1. Mai 1939 wurde eine neue Betriebsordnung jedes Mittel recht. Am 1. Mai 1939 wurde eine neue Betriebsordnung eingeführt. Die Lehrwerkstatt erhielt neue Räume an der Annaberger Str (Werk III). Nach dem Zukauf des Gebäudes an der Waplerstr. (Werk II). Im Jahre 1938 erfolgte der Einstieg in die Rüstungsproduktion, die sehr lukrativ war.
Im jährlichen Kamp um ein Gau-Diplom gelang es der Betriebsleitung, die Belegschaft (sogenannte Gefolgschaftsmitglieder) durch soziale Maßnahmen für hohe Leistungen zu motivieren. Es entstanden mit Hilfe des Betriebes Wohnungen, die “Astra Siedlung” und Möglichkeiten der sportlichen sowie kulturellen Betätigung der Belegschaft. Schließlich erhielt am 1. Mai 1944 die Astra-Werke AG den Titel “Nationalsozialistischer Musterbetrieb”.
Bis 1939 wurde die Belegschaft auf 1.653 Mitarbeiter an. Nach dem Beginn des Zweiten Weltkrieges kam die Firma der staatlichen Forderung nach erhöhter Produktion von Rüstungsgütern nach. Dazu forderte unter anderem auf Grund der Einberufung von eigenen Arbeitskräften zur Wehrmacht auch ausländische Arbeitskräfte an. Sogenannte Westarbeiter aus westlichen Anrainerstaaten ab 1940 nach dem Ende des Westfeldzuges, ab 1942 dann Ostarbeiter und sowjetische Kriegsgefangene sowie schließlich ab 1944 auch noch KZ-Häftlinge. Während Ostarbeiter beiderlei Geschlechts sowohl in Werk I und Werk II eingesetzt wurden, kamen sowjetische Kriegsgefangene praktisch ausschließlich in Werk II zum Einsatz. KZ-Häftlinge waren in beiden genannten Werken beschäftigt. Weitere Personengruppen (Patienten eines Lazaretts, Häftlinge in den Strafanstalten Hohe Straße in Chemnitz, Zuchthaus Hoheneck und Waldheim) stellten Produktionskomponenten für die Astra Werke her.
Neben den Kz-Häftlingen wurden in den Astrawerken 509 sowjetische Kriegsgefangene und 623 männliche und weibliche Arbeiter aus Ost- und Westeuropa beschäftigt, die meisten von ihnen waren Zwangsarbeiter. Selbst von ihrem im Vergleich zu deutschen Beschäftigten weit geringerem Lohn mussten Ostarbeiter durch Einbehalten von zusätzlichen “Steuern” zu Gunsten des Reiches zunächst etwa 40%, später dann circa 20% abgeben.
Ihre Unterbringung erfolgte in Barakenlager. Das Kriegsgefangenenlager befand sich nach der Kreuzung Metzerstr. (heute Heinrich-Lorenz-Str.) - Annaberger Str. landwärts rechts.
Gegenüber an der Annaberger Str. befand sich das Barackenlager für Ostarbeiter. Westarbeiter waren auch im Gasthof Markersdorf untergebracht.
| Jahr | Belegschaft |
|---|---|
| 1922 | 45 |
| 1923 | 175 |
| 1928 | 407 |
| 1932 | 166 |
| 1933 | 602 |
| 1938 | 1.653 |
| 1944 | 2.653 (davon 1.528 Deutsche |
| Mai 1945 | 609 |
1944 bestand die Belegschaft also aus 2.653 Beschäftigten. IN diesem Jahr entfielen rund 81% der Gesamtproduktion auf Rüstungsgüter für die Wehrmacht, eins ehr hoher Anteil verglichen mit anderen Chemnitzer Betrieben. Am 4. März 1945 waren nach Aufstellung der Astra Werke von 2.994 Beschäftigten etwa ein Drittel Ausländer, unter Einschluss von Kriegsgefangenen und KZ-Häftlingen. Aus Nachkriegsaufstellungen können wir für Westarbeiter, Ostarbeiter inklusive sowjetischer Kriegsgefangener und KZ Häftlinge von etwa 1.600 Ausländern ausgehen, was einem Anteil von circa 30% aller Beschäftigen gegen Kriegsende entspricht. Ab 1942 setzte die Direktorin der Astrawerke “bis zu 82 polnische Juden” für Montagearbeitn von Addiermaschinen im Warschauer Ghetto, in der Smcda 35 ein.
Zwischen Oktober 1944 und April 1945 befand sich im Gelände der Astra-Werke AG, Altchemnitzer Str. 41, ein Außenkommando des KZ Flossenbürg. 510 Frauen und Mädchen, vor allem Russinnen, Polinnen und Italienerinnen, mussten hier Zwangsarbeit für die deutsche Rüstungsindustrie leisten. Sie litten unter den Schikanen der SS-Aufseherinnen, schlechter Unterbringung und Verpflegung sowie den harten Arbeitsbedingungen. Als Wachpersonal kamen etwa 40 meist junge weibliche Betriebsangehörige der Astra zum Einsatz, die für diese Zeit der SS unterstellt waren. Nur wenige Frauen meldeten sich dafür freiwillig, alle anderen wurden unter Androhung von Strafen durch die Betriebsleitung gezwungen, an einem “Lehrgang” im KZ Ravensbrück teilzunehmen. Die Ausbildung dauerte nur wenige Tage. Von dort wurde ein Teil in das KZ-Außenlager von Buchenwald nach Leipzig-Schönau und ein anderer Teil in das im Aufbau befindliche Außenlager Freia des KZ Flossenbürg nach Freiberg abkommandiert, bevor die meisten als Aufseherinnen wieder bei der Astra zum Einsatz kamen.
Dr. Hans Brenner und seine 50 Mitstreiter haben ein umfangreiches Werk über die Anfänge der Konzentrationslager in Sachsen vorgelegt.
Die Neuerscheinung der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung wirft ein neues Licht auf die Zeit der Nationalsozialismus zwischen 1933 und 1945 in Sachsen. Zu den Themen zählen das System der Frühen Konzentrationslager von 1933 bis 1937 (mit mindestens 80 sächsischen Städten und Gemeinden), die politischen Prozesse gegen Gegner des NS-Systems, Opferschicksale aus den verschiedenen Verfolgten-Gruppen und die als Todesmärsche bezeichneten Evakuierungsmärsche aus Konzentrationslagern und deren Außenlagern ab Herbst/Winter 1944 über sächsisches Territorium.
Mit einem umfangreichen Datenanhang und vier thematischen Karten liefert das Buch neuestes Forschungsmaterial für die sächsische Heimat- und Landesgeschichte.
Brenner, Hans / Heidrich, Wolfgang / Müller, KlausDieter / Wendler, Dietmar (Hrsg.) NS-Terror und Verfolgung in Sachsen.
Von den Frühen Konzentrationslagern bis zu den Todesmärschen Sächsische Landeszentrale für politische Bildung, Dresden 2018, 624 S

Erinnerungnen von Richard Thiede (1906 - 1990) Herausgegeben von Gert Thiede
Zu diesem Bericht Im Januar 1984, mit bereits 78 Jahren, hat mein Vater versucht, sein persönliches Leben schriftlich festzuhalten.
Sein Ziel war es, die Erinnerungen einmal in einer Schrift zusammenzufassen und der Öffentlichkeit oder einem Museum zur Verfügung zu stellen. Dabei kam es ihm vor allem darauf an, die in Zeiten politischer Engstirnigkeit mancher Funktionäre, ihre abwertende und abweisende Einschätzung zum Wirken der Freien-Arbeiterunion-Deutschlands (FAUD) in der Betrachtung der Arbeiterbewegung richtig zu stellen. ....

