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Im Zweiten Weltkrieg befand sich auf diesem Gelände an der heutigen Jagdschänkenstr. das Barackenlager “Landgraf” der Auto Union AG., die Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aus vielen europäischen Ländern zur Steigerung der Rüstungsindustrie einsetzte. So auch in ihrem ganz in der Nähe dieses Lagers gelegenen Werk Siegmar, das seit 1943 Motoren für die schweren deutschen Panzer produzierte.

Ende 1944 leisteten nahezu 4000 Frauen und Männer Zwangsarbeit allein in diesem Werk des Konzerns und ein großer Teil von ihnen war im Lager “Landgraf” sowie in weiteren Lagern im heutigen Chemnitzer Stadtteil Siegmar untergebracht. 

Besonders die sowjetischen und italienischen Kriegsgefangenen, die zivilen Zwangsarbeiter aus Osteuropa und zeitweilig in Siegmar eingesetzte KZ-Häftlinge, mussten die schwersten Arbeiten verrichten und hatten keinerlei Einfluss, ihre schlechten Existenzbedingungen zu verbessern. Ihr Alltag war geprägt von Unterernährung, Krankheiten, körperlicher Gewalt und nicht selten Todesangst.

Seit dem 10. September 1944 wurden 400, fast ausschließlich polnische und 50 ungarische Juden, durch Stacheldrahtzaun und vier Wachtürmen vom restlichen Lager getrennt, in den Holzbaracken untergebracht. Sie standen in der rassistischen Ideologie des Nationalsozialismus auf der “untersten Stufenleiter”, mussten bei völlig unzureichender Ernährung 12 Stunden arbeiten und wurden im Lager von einer brutalen SS-Mannschaft bewacht. Einen großen Teil dieser Häftlinge zog man für gefährliche Aufräumarbeiten zur Beseitigung der Schäden des schweren allierten Bombenangriffs auf das kriegswichtige Werk Siegmar, am 11. September 1944 heran. Mitte Dezember 1944 wurden die Häftlinge dann in ein neues Außenlager eines Verlagerungsbetriebs der Auto Union nach Hohenstein-Ernstthal überführt. 

Diese Stele soll die Opfer von Zwangsarbeit und Rassismus ehren. Zugleich soll sie mahnen vor Rassismus und Krieg sowie vor erneutem völkisch-rechts-extremen Denken in Politik und Gesellschaft. 

Bis zum Ende des Krieges kamen hier zahlreiche Zwangsarbeiter ums Leben, darunter auch KZ-Häftlinge des Außenlagers des KZ Flossenbürg innerhalb des Lagers “Landgraf”.

Nachweislich starben jüdische KZ-Häftlinge aus Polen: 

Jacob Seidler (37J.)Abroham Abrohamowitcz(33J.)
Zysman Lewkowicz (35J.)David Rochberger (35J.)
Abram Opoczynski (48J.)Chaim Russak (17J.)
Moniek Wladowski (31J.)Israel Weltman (31J.)
Bencjen Goldwasser (45J.)Dawid Rozenfeld (48J.)
Fiszel Rozenberg (21J.)Abram Tabakszmeker (43J.)
Newacheim Ezer (46J.)Moniek Baczynski (30J.)
Josef Hertz (32J.)Felix Diamant (26J.)
Szmul Smulowicz (23J.)Szlama Turyn (28J.)

Die KZ-Außenlager und ihre Evakuierung 1945

Durch den von Deutschland angezettelten 2. Weltkrieg wurde das beherrschte Territorium größer und es erhöhte sich ebenfalls die Zahl der Konzentrationslager sowie die 
der darin Inhaftierten. Die Anzahl der KZ-Häftlinge stieg von August 1939 von etwa 21.000 bis zum Jahresbeginn 1942 auf 80.000.1 Im Juli 1942 befanden sich bereits 
98.000 und im August schon 115.000 Inhaftierte in den Konzentrationslagern.2 Dabei änderte sich nicht nur die nationale, sondern auch die soziale Zusammensetzung der 
Häftlinge grundlegend: Deutsche Häftlinge, vor dem Krieg fast die einzigen in den Lagern, wurden zu einer immer noch bedeutsamen Minderheit, Ausländer bildeten nun die 
große Mehrheit. Bei den Inhaftierten handelte sich es meist um jüdische Bürger aus den überfallenen Ländern. 
Dieses wachsende Potential an Menschen wurde zum Einsatz in der Kriegsproduktion für den "Endsieg" eingesetzt. Einen ersten Hinweis über diese "Sklavenarbeit" findet man 
beim Reichsjustitzminister Otto Thierack, als Notiz aus einer Beratung mit Göbbels.: 
"Vernichtung durch Arbeit", vom 14. September 1942. Am 15. September 1942 kam es zur Vereinbarung zwischen dem SS -Wirtschafts-und Verwaltungshauptamtes (SSWVHA) 
und dem Rüstungsministerium über die Verwendung von KZ Häftlingen zwischen Oswald Pohl (Chef WVHA) und dem Minister für Rüstungs-und Kriegsproduktion, 
Albert Speer. Am 22. 09. 1942 kamen Hitler, Himmler und Speer überein, KZ Häftlinge durch die SS an Industriebetriebe zu "vermieten". 

Weil der Bedarf an Arbeitskräften in den Rüstungsbetrieben nicht mit Zivilarbeitern gedeckt werden konnte und immer mehr Soldaten für die Wehrmacht aus den Betriebsbelegschaften 
rekrutiert wurden, kam es bereits ab Ende 1942 bis zum Kriegsende zum systematischen Einsatz von KZ-Häftlingen in der Kriegswirtschaft. 

Mit der Schaffung des SS-Wirtschafts-und Verwaltungshauptamtes am 1. Februar 1942 verdiente die SS in ihren eigenen Unternehmungen sowie durch den Einsatz und 
die Überstellung von Häftlingen in die Rüstungsproduktion und damit die schonungslose Ausbeutung der KZ-Häftlinge ganz besonders. Dank der Häftlinge wurde die SS zum 
zahlenmäßig „zweitgrößten“ Arbeitgeber im NS-Regime. Sklavenarbeit, Menschenverachtung, Demütigung, schlechte und ungenügende Ernährung, völlig unzureichende medizinische 
Betreuung, schlechte Bekleidung und Gewalt in den bestehenden Außenlagern der KZ-Stammlager eskalierte insbesondere von Januar bis zur Befreiung im April/ Mai 1945 weiter. 

Außenlager im Territorium des heutigen Chemnitz 

In Chemnitz sowie in Siegmar-Schönau, damals noch eine selbständige Stadt, gab es 1944/45 ein KZ-Außenlager. Bis Ende des Krieges produzierte die Auto Union AG in zwei Werkhallen der Wanderer Werke AG für die Rüstung. Das Hauptwerk befand sich an der heutigen Jagdschänkenstraße. Das Wohnlager für ausländische Arbeitskräfte mit dem Namen "Landgraf" wurde 1942 in Siegmar-Schönau zwischen heutiger Jagdschänkenstraße und Anton-Günther-Straße in der Nähe der Neefestraße errichtet. In diesem Lager waren die Zwangs-und Westarbeiter sowie Kriegsgefangene mit Stacheldrahtzaun und vier Wachtürmen in Baracken getrennt untergebracht. Hier trafen am 10.September 1944 400 männliche, jüdische Häftlinge aus Polen und einigen anderen europäischen Ländern ein. Es entstand ein Außenlager des KZ Flossenbürg.