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Unvergessen - Dr. Wilhelm Külz

Dr. Külz - Aktivist für eine antifaschistisch-demokratische Nachkriegsordnung

Dr. Wilhelm Leopold Friedrich Külz wurde am 18. Februar 1875 in Borna bei Leipzig geboren und verstarb am 10. April 1948 in Berlin.

Külz stammte aus einer sächsischen Pfarrersfamilie und studierte nach dem Abitur an der Landesschule Sankt Augustin in Grimma Rechts- und Staatswissenschaften in Leipzig und Tübingen.

Nach der Promotion arbeitete es als Stadtschreiber in Zittau, stellv. Bürgermeister in Meerane und Oberbürgermeister(OB) in Bückeburg. Von 1906 bis 1912 war er Landtagsabgeordneter und bekleidete ab 1910 das Amt des Landtagspräsidenten Schaumburg-Lippe. 1912 wurde Wilhelm Külz zum OB von Zittau gewählt. 1923 wechselte er als 2. Bürgermeister nach Dresden.

1918 wurde er Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei(DDP) und war von 1920 bis 1933 Landesvorsitzender DDP im Freistaat Sachsen. 1920 war er als Nachrücker für Emil Nitzschke Abgeordneter der Weimarer Nationalversammlung und von 1920 bis 1932 des Deutschen Reichstags.

Von Januar bis Dezember 1926 war er Reichsminister. Bei den Wahlen zum Dresdner Stadtverordnetenkollegium am 17. November 1929 errang Külz ein Mandat. Am 9. Februar 1931 wurde Külz mit 36 von 70 abgegebenen Stimmen im Stadtverordnetenkollegium zum OB von Dresden gewählt.

Da er sich lange weigerte, unliebsame Mitarbeiter und Mandatsträger zu entlassen, und im März 1933 ablehnte, die Hakenkreuzfahne auf dem Rathaus zu hissen, wurde er am 14. März 1933 des Amtes enthoben. 1935 zog er nach Berlin, arbeitete als Rechtsanwalt und Mitarbeiter von Wirtschaftsverbänden und pflegte Kontakte zu verschiedenen Widerstandskreisen.

Mitte Juni 1945 gehörte er zum Gründerkreis der Liberal-Demokratischen Partei Deutschlands(LDP) und wurde im November desselben Jahres deren Vorsitzender. Außerdem war er ab 1945 Herausgeber der LDP-Zeitung "Der Morgen". Am 17. März 1947 wurde er in Rothenburg/O. d. Tauber gemeinsam mit Theodor Heuss zum Vorsitzenden der Demokratischen Partei Deutschlands (DPD) gewählt.

Bereits nach einem Dreivierteljahr scheiterte der Versuch einer zonenübergreifenden Partei an der Teilnahme der LDP am 1. Deutschen Volkskongress für Einheit und gerechten Frieden. Külz wollte der SED auf dem Kongress das Feld nicht allein überlassen. Er wollte als Vertreter der zweitstärksten Partei in der sowjetischen Besatzungszone Akzente setzen. Der LDP-Hauptausschuss am 6. Januar 1948 in Weimar diskutierte darüber kontrovers, stellte sich aber mehrheitlich hinter seinen Vorsitzenden.]

Von der DPD-Vorstandssitzung am 18. Januar 1948 in Frankfurt/Main wurde Külz ausgeladen. Heuss warf der LDP dort vor, mit der Beteiligung am Volkskongress habe sie sich „für die russische Auffassung von der Einheit Deutschlands“ entschieden. Der Vorstand verabschiedete ein Pressekommuniqué, das der LDP nahegelegte, personelle Folgerungen zu ziehen. LDP-Geschäftsführer Arthur Lieutenant erklärte, dass für die Ost-Liberalen unter diesen Umständen eine „Weiterarbeit … zunächst unmöglich“ sei. Das war das faktische Ende der DPD. Eine formale Auflösung gab es nicht. Nach Külz’ Tod am 10. April 1948 gab es keine Nachwahl eines Vorsitzenden.

Gemeinsam mit Dr. Otto Nuschke(CDU) und(Wilhelm Pieck(SED) übernahm Külz 1948 den Vorsitz des Deutschen Volksrates, eines Vorläufers der späteren DDR-Volkskammer.

Ehrungen

  • 1925 erhielt er die Ehrensenatorenwürde der Technischen Hochschule(TH) in Dresden 
  • 1946 wurde Wilhelm Külz Ehrenbürger von Plauen
  • Die Zentrale Parteischule der LDPD in Bantikow trug den Namen „Dr. Wilhelm Külz“
  • In Dresden wurden nach dem Zweiten Weltkrieg die beiden Abschnitte des inneren Rings, die an seiner früheren Wirkungsstätte als Oberbürgermeister vorbeiführen (ehem. Johannesring und Friedrichsring), in Dr.-Külz-Ring umbenannt, diese Adresse hat auch das Dresdner Rathaus.
  • In Leipzig gibt es den Wilhelm-Külz-Park und in Schwedt/Oder das Dr.-Wilhelm-Külz-Viertel
  • In Karl-Marx-Stadt/Chemnitz gibt es an der Kreuzung Müllerstraße/Straße der Nationen den Wilhelm-Külz-Platz
  • In zahlreichen weiteren Städten der ehemaligen DDR sind oder waren Straßen nach ihm benannt; Straßennamen oder Plätze mit seinem Namen wurden nach 1990 getilgt
  • In Windhoek, Namibia, wurde die Dr W Külz Street nach ihm benannt.
  • In Bernau bei Berlin gibt es einen Külzpark mit einen Gedenkstein
  • Im Jahr 1965 wurde von der Postverwaltung der DDR eine Briefmarke mit seinem Porträt herausgebracht
  • Die FDP-nahe Wilhelm-Külz-Stiftung wurde 1991 in Meißen gegründet. 

Quellen/Literatur

  • Aus Reden und Aufsätzen. Hrsg. von M.Bogisch, Buchverlag Der Morgen, Berlin 1984
  • Deutsche Wiedergeburt. Parteileitung der Liberal-Demokratischen Partei Deutschlands, Berlin o. J. (1947)
  • Ein Liberaler zwischen Ost und West: Aufzeichnungen 1947–1948. Hrsg. von Hergard Robel, Oldenbourg, München 1989
  • Armin Behrendt: Wilhelm Külz. Aus dem Leben eines Suchenden. Der Morgen, Berlin 1968
  • Christel Hermann: Oberbürgermeister der Stadt Dresden Wilhelm Külz. In: Stadtmuseum Dresden(Hrsg.): Dresdner Geschichtsbuch, Band 5. Selbstverlag, Altenburg 1999
  • Ekkehart Krippendorf: Külz, Wilhelm, In: Neue Deutsche Biographie(NDB). Band 13, Duncker & Humblot, Berlin 1982
  • Jörg Meyer zu Altenschildesche: Vom Monarchisten zum liberalen Demokraten – Der Politiker Wilhelm Külz (1875–1948). In: Liberal. 33. Jg., 1993, Heft 3
  • Helmut Subbe da Luz: Wilhelm Külz – Stadtoberhaupt im Duodezfürstentum. In: Das Rathaus. Zeitschrift für Kommunalpolitik. 36 Jg., 1983
  • Thorsten Tonndorf: Die Politiker-Karriere des Wilhelm Külz bis zur Errichtung der nationalsozialistischen Diktatur. In: Sächsische Heimatblätter. 41. Jg., 1995, Heft 1
  • Helge Bei der Wieden: Wilhelm Külz als Oberbürgermeister von Bückeburg. In: Schaumburg-Lippische Mitteilungen. Nr. 21, 1971

NS-Terror und Verfolgung in Sachsen

Dr. Hans Brenner und seine 50 Mitstreiter haben ein umfangreiches Werk über die Anfänge der Konzentrationslager in Sachsen vorgelegt.

Die Neuerscheinung der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung wirft ein neues Licht auf die Zeit der Nationalsozialismus zwischen 1933 und 1945 in Sachsen. Zu den Themen zählen das System der Frühen Konzentrationslager von 1933 bis 1937 (mit mindestens 80 sächsischen Städten und Gemeinden), die politischen Prozesse gegen Gegner des NS-Systems, Opferschicksale aus den verschiedenen Verfolgten-Gruppen und die als Todesmärsche bezeichneten Evakuierungsmärsche aus Konzentrationslagern und deren Außenlagern ab Herbst/Winter 1944 über sächsisches Territorium. 

Mit einem umfangreichen Datenanhang und vier thematischen Karten liefert das Buch neuestes Forschungsmaterial für die sächsische Heimat- und Landesgeschichte.

Brenner, Hans / Heidrich, Wolfgang / Müller, KlausDieter / Wendler, Dietmar (Hrsg.) NS-Terror und Verfolgung in Sachsen.
Von den Frühen Konzentrationslagern bis zu den Todesmärschen Sächsische Landeszentrale für politische Bildung, Dresden 2018, 624 S